In einer 2014 ausgerufenen Mehrfachbeauftragung der Stadt Rheda-Wiedenbrück, welche unser Büro, GJL+ Freie Architekten gewann, sollte ein Entwurf für die Revitalisierung des ehemalige Brennereigeländes Pott- Hartwig erstellt werden. Die Traditionsbrennerei Pott Hartwig, gegründet 1722, nutzte die Räumlichkeiten bis in die 1990er Jahre. Danach lag das Gelände für viele Jahre brach.
Bestandteil des Ensembles war das Hauptgebäude mit den Brennkesseln, ein Nebengebäude und eine Remise zur Lagerung und als Fahrzeugunterstand. Die ältesten übergebenen Planunterlagen zeigten einen Umbau aus den Jahren 1930 und 1931. Mit dem Erwerb des Geländes im Jahr 2011 durch die Stadt Rheda- Wiedenbrück wurden die ersten Überlegungen zur Revitalisierung angestoßen.
Auszug aus den Bewerbungsunterlagen GJL+ Freie Architekten:
Das ehemalige Brennereigelände der Firma Pott-Hartwig wird zum Spiegel des Stadtbildes. Das Thema des Spannungsfeldes wird aufgegriffen und bietet die Basis für die neue Identität des Standorts. Als städtebauliche Dominante bleibt der Altbau, das ursprüngliche Brennereigebäude, bestehen, damit es wird es als Adresse und als neuer öffentlicher Anlaufpunkt, als passendes Gegenstück zum Rathaus und Schloss entlang der Kulturachse, erhalten. Seine Gegenwärtige Stellung auf dem Grundstück unterstreicht außerdem die historische Bedeutung der Nadelstraße, die in den frühesten Stadtgrundrissen schon abzulesen ist. Außerdem nimmt der jetzt freigestellte Baukörper als identitätsbildendes Gebäude eine Vermittlerrolle der unterschiedlichen Nutzungen und Baustile ein. Durch seine klare Raumbildung vermittelt er im Bereich der Kreuzung zwischen Personenverkehr im Bereich der Fußgängerzone, sowie motorisiertem Verkehr in der Nadel- und Widumstraße.
Herausforderungen
Die Revitalisierung begleitete die Umsetzung des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) und den Masterplan 2020+ der Stadt Rheda-Wiedenbrück. Über mehrere Jahre begleiteten wir, die GJL Architekten BDA, die Stadt Rheda-Wiedenbrück bei der Suche nach einer geeigneten Folgenutzung. Zunächst als Wohn-Ensemble mit Kulturzentrum geplant, fiel die Wahl schließlich auf ein medizinisches Versorgungszentrum, welches den konkreten Bedarf der Stadt optimal bedienen kann.
Im Fokus stand baulich die enge Abstimmung mit der Stadt, Gliederung und Struktur des Neubaus, speziell die Proportionen auf das historische Umfeld zu entwickeln und zum Erhalt der bestehenden Materialien in dessen Folge unter anderem die Backsteinfassade der ehem. Brennerei umfassend aufbereitet wurde. Die gewerblichen Strukturen im Innenraum des Gebäudes, der Rückbau der Tanks und die Schaffung moderner Wohn- und Geschäftsräume, konkret eine Apotheke, erforderten ein komplexes Rückbaukonzept.
Der Neubau überbaut eine historische Brunnenanlage, welche bei den initialen archäologischen Untersuchungen entdeckt wurden. Die bewusst gewählte Kleinteiligkeit der Gebäudestruktur war bereits aus dem Wettbewerb die Grundlage für die weitere Entwicklung. Von einer dreigeschoßigen Bebauung schichtet sich das Ensemble in Form und Höhe zum Bestand ab. Mit der eindeutig definierten Erschließung wird die Adresse für „Rheda Med“ geschaffen. Der zentrale Erschließungskern versorgt alle Einheiten über die Vertikale in den einzelnen ebenen. Alle Praxen sind modern und den heutigen Ansprüchen an medizinische Versorgung ausgestattet. Selbstverständlich ist die Barrierefreiheit, aber auch Beziehungen untereinander, die über Farbgebung und Beleuchtung geschaffen werden.
Endergebnis
Das ehemalige Gelände wird umgenutzt und in ein medizinisches Gesundheitszentrum entwickelt. Ähnlich einem Passepartout fasst der Neubau den bestehenden Kopfbau ein Baukörper ein und schafft mit seiner architektonischen Figur einen Übergang in den historischen Stadtkern von Rheda. In seiner Nutzung als medizinisches Versorgungszentrum reagiert das Projekt auf den städtischen Bedarf und bietet Raum für mehrere Einheiten (Arztpraxen, Physiotherapie-Praxen, Apotheke). Der Neubau, als Ensemble ergänzt das Stadtbild mit moderner, klarer Architektursprache. Diese Ergänzung formuliert die Richtung einer ruhigen Umstrukturierung.
Projektbeteiligte
Auftraggeber: RhedaMed GmbH
Architekt: GJL+ Freie Architekten (LPH 1-8)
Fotos: Kai Ostermann
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