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    Interview mit Tim Rosenbohm, Director of Light Industrial Northern Europe bei SEGRO


    Im Jahr 2009 hat SEGRO in Düsseldorf ein Pilotprojekt gestartet: Anstatt einen konventionellen Gewerbepark auf der grünen Wiese zu entwickeln, wurde mitten in Düsseldorf-Flingern der erste moderne SEGRO CityPark als Brownfield-Redevelopment realisiert. Inzwischen ist dieser Park voll entwickelt. Die dabei gewonnenen Erfahrungen werden nun auf andere CityPark-Projekte übertragen – zum Beispiel in der Metropolregion Frankfurt am Main. Inwiefern die Erkenntnisse als Blaupause für andere Entwicklungen dienen, erklärt Tim Rosenbohm, Director of Light Industrial Northern Europe, im Interview.

    B24: Herr Rosenbohm, seit vergangenem Jahr wird ein ehemaliges Militärgelände in Frankfurt am Main zu einem modernen CityPark entwickelt. Was macht diesen Standort aus?

    Tim Rosenbohm: Zunächst einmal die Größe. Das Gelände in Frankfurt Rödelheim erstreckt sich über insgesamt 14,5 Hektar. Bis 2008 wurde der Standort als Militärgelände der US-Army genutzt. Danach herrschte einige Jahre lang Unklarheit über die Nachnutzung. SEGRO hat sich jedoch bereits früh für das Areal interessiert. Derart zentral gelegene Lager- und Produktionsflächen sind im Rhein-Main-Gebiet eine absolute Seltenheit.

    Das Areal ist aufgrund seiner zentralen Lage mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Zudem haben wir dort den Vorteil, dass das Gelände im direkten Anschluss an ein Autobahnkreuz liegt, wodurch sich der Standort hervorragend für Logistikunternehmen eignet. Seit 2019 realisieren wir nun den ersten Bauabschnitt mit rund 14.500 Quadratmetern Gewerbefläche, die in bis zu zwölf Einheiten flexibel teilbar sind. Auch Lager-, Service- und Büroflächen werden dort entstehen.

    B24: Welche technischen Herausforderungen ergeben sich für Sie bei solchen innerstädtischen Brownfields?

    Tim Rosenbohm: Den zwei wichtigsten Vorteilen von Brownfields – innerstädtische Lage und etablierte Infrastruktur – steht natürlich der Aufwand für umfangreiche technische und juristische Untersuchungen sowie Sanierungs- und Baugrundmaßnahmen gegenüber. Zudem lässt sich vor Baubeginn nicht immer alles durchplanen, und manchmal ist Flexibilität gefragt.

    Wir konnten jedoch in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Brownfield-Projekte in unterschiedlichen Größenordnungen und mit verschiedenen Ausgangslagen viel Expertise sammeln. Eines unserer komplexesten Revitalisierungsprojekte befindet sich beispielsweise in der Nähe von Dortmund, wo ein ehemaliges Kraftwerk zum modernen Logistik- und Produktionsstandort umfunktioniert wird.

    Für unser Frankfurter Projekt hilft uns jedoch die Erfahrung aus dem CityPark Düsseldorf am meisten, da sich die beiden Produkte sowohl von der Zielgruppe als auch von der urbanen Lage her stark ähneln. Oder anders gesagt: Während wir in Frankfurt noch am Anfang stehen, hat uns der CityPark Düsseldorf gezeigt, wie so ein Projekt am Ende eines Revitalisierungszyklus aussieht.

    B24: Welche Erfahrungen haben Sie denn mit dem CityPark Düsseldorf explizit sammeln können?

    Tim Rosenbohm: Das Düsseldorfer Gelände ist circa zehn Hektar groß und gehörte früher einem Stahlbauunternehmen. Wir haben den Park spekulativ, aber in Phasen entwickelt, sodass wir nach jedem Bauabschnitt bereits die jeweiligen Immobilien vermieten konnten. Wichtig ist vor allem, dass wir den CityPark Düsseldorf als modernen und hybriden Gewerbepark positioniert haben: Sowohl Flächen für die urbane Logistik als auch einzelne Cubes für Produktions-, Büro- und sogar Freizeitnutzungen sind vor Ort vorhanden.

    Zudem ist es möglich, dass sich die Flächenzuschnitte flexibel aufteilen und kombinieren lassen. Die einzelnen Hallen sind nachrüstbar, beispielsweise um ein Mezzanin mit Büroflächen. Anstatt uns also im Vorhinein auf eine Nutzungsweise festzulegen, haben wir in Düsseldorf den Mietern möglichst viel Spielraum gelassen. Es ist auch vorgekommen, dass bestehende Mieter ihre Flächen vor Ort erweitert haben, sobald eine neue Bauphase fertiggestellt wurde. Zu diesem Schritt hat sich beispielsweise die Kreativagentur McCann Erickson entschieden. Und diese Flexibilität ist für uns auch eine der wichtigsten Leitlinien in Frankfurt.

    B24: Industriebrachen sind für gewöhnlich nicht gerade der schönste Anblick. Achten Sie bei Ihren Revitalisierungsarbeiten auch auf solche optischen Faktoren?

    Tim Rosenbohm: Durchaus. Einerseits achten wir bei unseren Gebäuden auf ein einheitliches und modernes Design. Wichtiger als das rein Optische ist jedoch die ökologische Nachhaltigkeit und die lokale Biodiversität. Alle unsere Gebäude sind DGNB-Gold-zertifiziert. An vielen Standorten siedeln wir zum Beispiel Bienenstöcke an und installieren Nisthöhlen sowie Insektenhotels, um einen Beitrag zur Biodiversität zu leisten.

    In Frankfurt am Main sind wir in Sachen Renaturierung und Recycling sogar noch einige Schritte weitergegangen als bei unseren anderen Brownfield-Revitalisierungen. Unter anderem haben wir das ehemals einbetonierte Ufer des nahe gelegenen Bachs renaturiert und den Aushub zur Höherlegung unserer Gebäude genutzt, um diese vor Hochwasser zu schützen. Bei all diesen Maßnahmen arbeiten wir eng mit den öffentlichen Entscheidungsträgern zusammen, denn schließlich müssen sich bei einer so zentral gelegenen Immobilie nicht nur unsere Mieter wohlfühlen, sondern auch die umliegenden Anwohner.

    Projekte wie dieses zeigen, dass Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit keine Gegensätze bei Brownfield-Revitalisierungen sind, sondern vielmehr einander ergänzen. Und ähnlich wie der CityPark Düsseldorf eine Grundlage für die Entwicklung der Immobilien- und Flächenkonzepte in Frankfurt darstellt, können wir in Sachen Nachhaltigkeit für zukünftige Projekte wiederum viel vom CityPark Frankfurt dazulernen. Hiervon werden unsere zukünftigen SEGRO Parks dann auch profitieren.