Expertenblog

    Interview mit Oliver Kuropka, SEGRO


    BF24: Herr Kuropka, stellen Sie bitte kurz SEGRO und Ihren Investitionsschwerpunkt vor.

    Oliver Kuropka: SEGRO ist Eigentümer, Manager und Entwickler von modernen Gewerbe- und Logistikimmobilien. Unsere Mieter kommen aus den unterschiedlichsten Branchen, von der Automobilindustrie bis hin zum KEP-Dienstleiser. Der Großteil der Nutzer unserer Gewerbeparks sind dabei kleine und mittelständische Unternehmen. SEGRO ist in zehn Ländern in Europa aktiv und bietet insgesamt mehr als 6,9 Millionen Quadratmeter Mietfläche. Dabei fokussieren wir uns auf Flächen in unmittelbarer Nähe zu den Ballungsräumen und an wichtigen Verkehrsknotenpunkten. Unser Investitionsschwerpunkt liegt dabei sowohl auf größeren Flächen, in denen sich klassische Logistikparks errichten lassen, wie auch auf City-Logistik-Grundstücke respektive Konversationsliegenschaften und Industriebrachen.

    BF24: Gibt es in Deutschland auch Regionen außerhalb der Top 8, die für Sie interessant sind und dürfen diese Flächen auch „herausfordernd“ – sprich mit Altlasten belastet sein?

    Oliver Kuropka: Grundsätzlich schauen wir uns Opportunitäten in allen TOP 23 Fraunhofer Regionen an, die klassischen Märkte sind aber natürlich aus gutem Grund etabliert. Dort sind die Anbindungen und die Flächennachfrage gegeben, welche die Grundlage für erfolgreiche Gewerbe- und Logistikimmobilien darstellen. Sehr hilfreich ist es zudem, wenn die Grundstücke bereits über ein Baurecht verfügen. Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass wir uns nicht von Altlasten schrecken lassen, wenn die anderen Bedingungen erfüllt sind. Vor allem der Umgang mit bereits bekannten Altlasten ist verhältnismäßig unproblematisch. Was bekannt ist, ist schließlich kein Risiko, sondern ein Faktor, der die Baukosten erhöht, aber der durch eine attraktive Lage oder andere Faktoren aufgewogen werden kann. Entscheidend ist schlussendlich, dass das Verhältnis der zusätzlichen Kosten aufgrund der Altlasten zu den Kaufpreisvorstellungen des Verkäufers beziehungsweise der Qualität der Lage passt. Und gerade bei der Lage sind viele Brownfields interessant: Früher waren Sie peripher gelegen, heute liegen Sie aufgrund des Wachstums vieler Städte auf einmal in attraktiven Lagen – beispielsweise für die City-Logistik.

    BF24: Wenn die herausfordernden Flächen für Sie von Interesse sind – gibt es Projekte, welche Sie bereits realisiert haben?

    Oliver Kuropka: In unserem Düsseldorfer CityPark, wo sich auch unsere Deutschlandzentrale befindet, hatten wir auf Teilen der Fläche einen Zinkschaden. Dieser wurde zunächst durch das Umweltamt mit einem Monitoring analysiert, welches nach der erfolgreichen Sanierung mittlerweile eingestellt wurde. Ein anderes Beispiel befindet sich in Köln Bickendorf, auf dem alten Herbol/AkzoNobel-Gelände. Dort entwickeln wir gerade einen CityPark. Die Fläche war mit PCB, einer giftigen und krebsauslösenden organischen Chlorverbindung belastet, bevor wir im Rahmen der Entwicklung diese Gefahr beseitigt haben. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie moderne Revitalisierungen dabei helfen können, belastete Flächen zu reinigen.

    BF24: Was ist Ihrer Meinung nach bei der Revitalisierung – gerade von Brownfields – die besondere Herausforderung und welchen Mehrwert können Sie, z. B. auch für die Städte und Gemeinden bieten?

    Oliver Kuropka: Wir beobachten, dass bei älteren Gebäuden im öffentlichen Diskurs oft auch eine gewisse Sentimentalität mitschwingt, die Bausubstanz zu erhalten. Vor allem bei architektonisch oder historisch interessanten Gebäuden ist dieses Bestreben natürlich nachvollziehbar, dabei sollten jedoch auch Altlasten nicht ignoriert werden. Wenn die Nutzung belasteter Gebäude gefährlich ist, ist Kompromissbereitschaft wichtig. Hier können Städte und Gemeinden im öffentlichen Diskurs eine unterstützende Rolle übernehmen, um als neutrale Instanz zu vermitteln. Mit der Revitalisierung von Industriebrachen betreiben wir Gebietsentwicklung und werten Standorte auf. Die neu geschaffenen Arbeitsplätze sowie das städtische Leben, das durch die verschiedensten Nutzungsarten wie Freizeit, Handwerk und Showrooms entsteht, beeinflussen auch das Umfeld unserer Liegenschaften positiv.

    Quelle für alle Bilder: SEGRO