Expertenblog

    Interview mit Lothar Bondzio, Geschäftsführer von Brilon Bondzio Weiser


    Die Brilon Bondzio Weiser Ingenieurgesellschaft für Verkehrswesen mbH ist ein bundesweit tätiges, modernes Dienstleistungsunternehmen für alle Fragen des Verkehrswesens. Die Spezialisten decken das komplette Leistungsspektrum von der Verkehrsuntersuchung über die Objektplanung von Verkehrsanlagen bis hin zu Lärmuntersuchungen ab. Wir haben mit Geschäftsführer Lothar Bondzio über die Kernkompetenzen von BBW gesprochen und warum es für Brownfield-Entwickler ratsam sein kann, die Verkehrsexperten schon in der Ankaufphase mit ins Boot zu holen.

    Brownfield24: Lieber Herr Bondzio, umreißen Sie doch bitte kurz die Bereiche, mit denen Ihr Unternehmen das B24-Netzwerk unterstützen kann.

    Brilon Bondzio Weiser: Gern. Werner Brilon, ehemaliger Professor für Verkehrswesen an der Uni Bochum, mein Kollege Frank Weiser und ich, Lothar Bonzio, haben das Unternehmen 1997 gegründet. Aktuell arbeiten 55 Experten in unserem Team, größtenteils aus dem Bau- und Verkehrsingenieurwesen.

    Unser Unternehmenszusatz «Ingenieurgesellschaft für Verkehrswesen« sagt schon eine Menge aus. Wir sehen uns als Komplettdienstleister in diesem Bereich. Wir können unsere Kunden durch den gesamten Planungsprozess begleiten: von der ersten Verkehrszählung bis zur Abnahme der Verkehrsanlage. Die erste unserer fünf Abteilungen ist die »Konzeptionelle Verkehrsplanung«. Sie erstellt Verkehrsgutachten und Machbarkeitsstudien bis hin zu Verkehrsentwicklungsplänen. In der zweiten Abteilung »Verkehrstechnik« geht es um Kapazitäten von Verkehrsanlagen, also um die Frage, ob sie in der Lage sind, das Verkehrsaufkommen abzuwickeln. Das kann man simulieren und berechnen. Wir gehen ein bisschen weiter und planen auch Ampelsteuerungen.

    Drittens Objektplanung und Verkehrsanlagen. Da geht es um die klassische Straßenplanung, also die Erstellung baureifer Entwürfe. Die vierte Abteilung ist die Bauüberwachung, die dafür sorgt, dass das, was geplant ist, auch entsprechend umgesetzt wird. Unser fünftes Team nennt sich »Verkehr und Umwelt« und deckt alle Fragestellungen aus dem Komplex Umwelt ab, beispielsweise Schadstoff- und Lärmemissionen. Also von A bis Z ist alles dabei.

    Brownfield24:Das Ruhrgebiet ist ja prädestiniert für das Thema Brownfield. Wie können Sie da mit Ihrer Expertise helfen?

    Brilon Bondzio Weiser: In der Regel geht es ja darum, alte Industrieflächen zu reaktivieren. Diese sind sehr häufig von Wohngebieten umgeben. Wenn nun mehrere Hektar einer neuen gewerblichen Nutzung zugeführt werden, erzeugen sie viel Verkehr. Vor 30 Jahren hat sich daran keiner gestört. Heute ist das ganz anders. Die Sensibilität der Bevölkerung bezogen auf Verkehrsfragen hat in einer unglaublichen Intensität zugenommen. Bei Bürgerversammlungen zu Bebauungsplänen drehen sich 70% der Einwände um die Themen Verkehr und Schall.

    Brownfield24: In welchem Projektstadium sollte ich mich als Brownfield-Entwickler mit Ihnen in Verbindung setzen?

    Brilon Bondzio Weiser: So früh wie möglich. Ein nicht unerheblicher Teil der Projekte scheitert tatsächlich an Verkehrsfragen. Ich würde empfehlen, schon in der Ankaufphase die verkehrstechnischen Fragen in Form eines Quick-Checks abklären zu lassen. Dabei werden Aspekte im Verkehrsnetz sichtbar, die so gravierend sein können, dass sie eventuell zum Deal-Breaker werden.

    Simples Beispiel: eine ältere Brücke, die nicht mehr in der Lage ist, das neu geplante Verkehrsaufkommen abzudecken und damit die zukünftige Nutzung des Geländes massiv einschränkt. So ein Quick-Check dauert nur sechs bis acht Wochen, schenkt aber lange Planungssicherheit.

    Brownfield24: Welche gravierenden Fehler kann man bei der Planung noch machen?

    Brilon Bondzio Weiser: Die Zechen des Ruhrgebiets sind ein gutes Beispiel. Sie sind im Nachhinein durch Wohnbebauung eingekesselt worden. Da kommt es bei Neunutzungen oft vor, dass die Route von der Brache zum nächsten Fernstraßenanschluss durch sehr sensible Bereiche geht, also durch Wohnstraßen oder kleine Stadtteilzentren. Hier droht massiver Widerstand durch die Bevölkerung. Das sollte man vorher wissen.

    Es gibt weitere Punkte, die man genau abchecken muss, um keine bösen Überraschungen zu er-leben. Wie schon erwähnt Brücken. Aber auch Tunnels und Unterführungen muss man sauber im Vorfeld abgreifen. Man sollte auch Bottlenecks ausmachen, also Stellen, wo heute schon Kapazitätsengpässe drohen. Da wird es morgen garantiert nicht besser. Nicht immer lassen die sich baulich beseitigen. Manchmal kann man so einen Knotenpunkt nicht ausbauen, weil die Flächen einfach nicht da sind.

    Brownfield24: Sind Sie auch beteiligt, wenn es ans Eingemachte geht? Also darum, mit betroffenen Bürgerinnen und Bürgern einvernehmliche Lösungen zu finden.

    Brilon Bondzio Weiser: Auf jeden Fall. Da wir den Kunden über das gesamte Verfahren begleiten, gehören Bürgerversammlungen mit dazu. Klare Kommunikation hat hier massiv an Bedeutung gewonnen. Es geht immer darum, Planungen und Gutachten den Menschen plausibel zu erklären und nahe zu bringen. Wer alle Aspekte verstanden hat, ist einem Projekt in der Regel zugänglicher.

    Wir empfehlen, immer mit offenen Karten zu spielen. Zu behaupten, die neue Nutzung generiere nicht mehr Verkehr, wäre in höchstem Maße unglaubwürdig. Bürger und Politik erwarten überzeugende Konzepte. Das ist eine unserer Kernkompetenzen: detailliert aufzuzeigen, wieviel Verkehr erzeugt wird und wie er so abgewickelt werden kann, dass alle Seiten zufrieden sind.