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    Interview mit Henk Brockmeyer, Geschäftsführer der BEG


    Die BEG ist eine gemeinsame Tochtergesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und der Deutschen Bahn. Sie steht Städten und Gemeinden zur Seite, die Bauland im Einzugsbereich der Schiene schaffen möchten oder die die Nachnutzung von Bahnflächen anstreben. Dies tut sie, indem sie projektkoordinierend, technisch und planungsrechtlich bis hin zum Kaufvertrag unterstützt sowie im Vorfeld erforderliche Gutachten und Untersuchungen beauftragt wie z. B. unabhängige Verkehrswertermittlung, Baugrundgutachten, Rückbaugutachten, artenschutzrechtliche Prüfungen, städtebauliche Rahmenplanung, Lärm- und Schallgutachten und Wirtschaftlichkeitsplanung. Für mehr Bauland an der Schiene: www.baulandbahn.nrw

    Gemeinsam mit NRW.URBAN unterstützt die BEG darüber hinaus Städte und Gemeinden, brachgefallene oder untergenutzte Standorte wiederzubeleben, indem sie die Eigentümerinteressen frühzeitig aufklärt und einbezieht. Weitere Informationen finden Sie unter www.baulandpartner.nrw

    B24: Henk Brockmeyer, Sie sind Geschäftsführer der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen – kurz BEG. Was macht die BEG? Erklären Sie uns bitte kurz Ihr Unternehmen.

    HB: Die BEG ist eine gemeinsame Tochtergesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und der Deutschen Bahn. Sie steht Städten und Gemeinden zur Seite, die Bauland im Einzugsbereich der Schiene schaffen wollen oder die Nachnutzung von Bahnflächen anstreben.

    B24: Wo liegen denn die Besonderheiten und Herausforderungen bei Bahnflächen?

    HB: Wie es bei vielen vorgenutzten Brachflächen der Fall ist, liegen die für die Bahn nicht mehr betriebsnotwendigen Flächen oftmals in besonders gut erschlossenen, zentralen Lagen – und sind damit städtebaulich von großem Interesse. Doch bevor sie für eine Nachnutzung zur Verfügung stehen, muss die Freistellung bei der Bahn angestoßen, der Rückbauaufwand begutachtet, der Boden untersucht, der Verkehrswert ermittelt werden und so weiter. Oftmals macht es zudem Sinn, Grundstücksnachbarn in einem frühen Planungsstadium einzubeziehen, um eine sinnvolle, gesamthafte Entwicklung zu ermöglichen.

    B24: Lohnt sich dieser Aufwand und wer kann ihn überhaupt stemmen?

    HB: Gerade bei der heutigen Lage auf dem Wohnungs- und teils auch Gewerbeflächenmarkt, kann sich keine Stadt mehr das Liegenlassen solcher Potenziale leisten. Fakt ist aber, dass der Markt die Wiedernutzung von Brownfields häufig eben nicht von allein regelt, und wenn Fachplanungsrecht sowie Eigentümer wie die Gesellschaften der Deutschen Bahn im Spiel sind, erst recht nicht. In der Regel bewältigen weder Städte und Gemeinden noch Investoren derart komplexe Projekte wirtschaftlich, mit eigenem Know-How oder vorhandenen personellen Kapazitäten.

    B24: In diesen Fällen steht also BEG als steuernd zur Seite. Welche Rolle spielt dabei die Initiative ›Bau.Land.Bahn‹, die das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen mit Ihrer Unterstützung umsetzt?

    HB: Alle Werkzeuge, die das Land bereitstellt, um Kommunen bei der Baulandmobilisierung zu unterstützen, hat Ministerin Ina Scharrenbach unter dem Namen ›Bau.Land.Leben‹ gebündelt. Die BEG bearbeitet gemeinsam mit der Landestochter NRW.URBAN mehrere dieser Werkzeuge, unter anderem ›Bau.Land.Bahn‹. Neben der klassischen Bahnflächenentwicklung geht es auch darum, in Baulandgesprächen mit Städten und Gemeinden, den Regionalplanungsbehörden, Bau-, Umwelt- sowie Verkehrsministerium und Nahverkehrsverbänden, weitere Baulandpotenziale im Umkreis von Haltepunkten an der Schiene ausfindig zu machen.

    Der Hintergedanke: Zusätzliches Bauland soll in den richtigen Lagen geschaffen werden, um die Flächensparziele weiterhin erreichen zu können. Alle diese Landesinstrumente und Werkzeuge werden übrigens sehr übersichtlich auf dem gemeinsamen Baulandportal unter www.baulandleben.nrw präsentiert.

    B24: An der Schiene zu wohnen stellt man sich zunächst einmal laut vor. Wo sehen Sie die Pluspunkte?

    HB: Für immer mehr Menschen ist der tägliche Stau auf dem Weg zum Arbeitsplatz ein notwendiges Übel. Bauland bzw. neuer Wohnraum mit gut erreichbarem Bahnanschluss bietet hier eine echte Alternative und zudem die Chance, noch mehr Menschen zum Umsteigen zu gewinnen, um die Straßen zu entlasten. Wir denken bei den künftigen Baugebieten Siedlungs- und Verkehrsentwicklung zusammen, planen E-Mobilität und attraktive Radwegeverbindungen mit ein, legen Wert auf Dichte und Durchgrünung zugleich und natürlich auch auf modernen aktiven und passiven Lärmschutz. Ziel ist bezahlbarer, ansprechender Wohnungsbau in guten Lagen.

    B24: Es geht also primär um das Ziel der Wohnraumentwicklung?

    HB: Nicht nur. Eine Stadt ohne attraktiven Wohnraum ist strukturell genauso im Ungleichgewicht wie eine ohne Arbeitsplätze in integrierten Lagen. Aktuell haben wir zum Beispiel in Jüchen den Spatenstich zu neuem Wohnungsbau am Haltepunkt feiern können und kurz darauf eine riesige Bahnbrache mit komplexen Herausforderungen in Witten in die Vermarktung schicken können: beg-nrw.de/aktuelles/beg-blog

    B24: Spannend! Erläutern Sie uns noch, wie Sie solcherlei Entwicklungen im ersten Schritt anstoßen? Wie kommen Kommune, Projektentwickler oder Investor zusammen?

    HB: Wir sichern den Städten und Gemeinden immer das Vorkaufsrecht zu. Verzichten diese oder wollen sie nur als Zwischenerwerber auftreten, übernehmen wir die Vermarktung selbst. Bei größeren Projekten legen wir Wert auf Investorenauswahlverfahren, die in enger Zusammenarbeit mit der Stadt durchgeführt werden.

    Aktuell steht der Start für ein solches Verfahren in Troisdorf unmittelbar bevor. Gesucht wird ein Käufer für ein 5.800 m² großes Areal in zentraler und verkehrsgünstiger Lage, welcher den Abbruch der Bestandsbebauung vornimmt und unter Berücksichtigung der bereits vorliegenden Rahmenplanung eine ansprechende Neubebauung vornimmt. Das städtebauliche Ziel der Stadt ist eine mehrgeschossige Wohnbebauung mit Büroflächen als Ergänzungsnutzung.

    BEG sucht Käufer – Viel Potenzial nahe Troisdorf City/Bahnhof