Expertenblog

    Interview mit den Geschäftsführern Bernd Jungholt (BREMER Projektentwicklung GmbH) und Kay Grotebrune (K+G Projekt GmbH)


    Dank neuer Technologien werden selbst komplexe Projektentwicklungen in immer kürzerer Zeit realisiert. Der im öffentlichen Stellenwert immer bedeutender werdende Naturschutz kann hingegen zum langfristigen Hemmschuh für Bauvorhaben werden. Das wissen auch Bernd Jungholt von der BREMER Projektentwicklung GmbH und Kay Grotebrune von K+G Projekt GmbH. Für die Entwicklung eines neuen Logistik-Hubs an der A24 bei Schwerin haben sich die beiden Geschäftsführer im vergangenen Jahr zusammengetan. Von Beginn an war klar: Die Grundstücksentwicklung in der Gemeinde Brenz ist komplex. Schon die nachhaltige Entsorgung mehrerer Tausend Tonnen alter Reifen, die sich seit Jahrzehnten auf dem Gelände auftürmten, war eine Herausforderung. Noch hinzu kam: In den Altreifen hatten möglicherweise streng geschützte Zauneidechsen ihr Zuhause gefunden. Warum es in Brenz nun doch plangemäß vorangeht, und wie sie es geschafft haben, das Altenlastenproblem und die Naturschutzaufgabe zu lösen, darüber sprach B24 mit Bernd Jungholt und Kay Grotebrune.

    Brownfield24: Herr Jungholt, Sie entwickeln für einen Player aus der KEP-Branche aktuell ein Grundstück an der A24 in der Nähe von Schwerin. Worin liegt hier die doppelte Herausforderung?

    Bernd Jungholt: Unser erste Aufgabe bestand darin, ein Grundstück für unseren langjährigen Kunden aus der KEP-Branche zu finden, um für ihn dort einen weiteren Hub zu errichten. Der Standort wurde mit Unterstützung von Kay Grotebrune auch zügig gefunden. Er liegt direkt an der A24, in der Gemeinde Brenz bei Schwerin, und ist aus der Logistik-Brille betrachtet ein echter Volltreffer. Wie so häufig in unserer Branche, galt es zunächst jedoch einige Hindernisse in Form von Altlasten und Artenschutz umsichtig aus dem Weg zu räumen. Glücklicherweise bringen wir bei beiden Themen viel Erfahrung mit.

    Brownfield24: Herr Grotebrune, was war aus Ihrer Sicht das Kniffligste beim Grundstück in Brenz, das Sie im recht sportlichen Zeitrahmen zur Baureife bringen wollten?

    Kay Grotebrune: Das war sicherlich die Kombination beider Themen: ein im wahrsten Sinne des Wortes schwerwiegendes Altlastenproblem auf der einen und schützenwerte Zauneidechsen auf der anderen Seite. An das städtische Grundstück im Gewerbegebiet „Am Brenzer Kanal“ hatte sich lange niemand herangetraut, da die Entsorgungskosten für die Reifen und die Naturschutz-Auflagen für das Gelände hoch sind. Uns war eine nachhaltige Lösung für das Thema Artenschutz versus Infrastruktur wichtig. Nach dem langen Dornröschenschlaf galt es daher, ein umweltverträgliches Entsorgungskonzept für die Reifen und neues Habitat für die Eidechsen zu finden. Die fühlen sich im Gummi nämlich sehr wohl und hatten es sich auf dem Gelände schon seit längerem gemütlich gemacht.

    Brownfield24: Wie sind Sie dann vorgegangen? Es ist ja sicher nicht einfach, jemanden zu finden, der einem 5.500 Tonnen Reifen abnimmt oder sich um die Bergung und Umsiedlung von Zauneidechsen kümmert…

    Bernd Jungholt: Ja, das ist richtig. Zumal es uns wichtig war, Fachleute mit Erfahrung und Referenzen zu finden. Das haben wir dank unseres guten Netzwerks auch geschafft - und mit der Continental-Tochter REG sogar einen Verwerter für die zuletzt deutlich teurer gewordenen Rohstoffe in den Reifen gewonnen. Zudem haben wir Ersatzflächen für die Eidechsen gefunden, die wir dann mit einer Fachfirma behutsam geborgen und dorthin umgesiedelt haben. Um das ökologische Gleichgewicht auf dem Grundstück zu erhalten, nehmen wir demnächst auch Ausgleichspflanzungen für einige der Flächen vor, die wir in Brenz bebauen.

    Brownfield24: Wenn nun weiter keine Überraschungen auftauchen – wann soll das Projekt abgeschlossen sein und wer zieht ein?

    Kay Grotebrune: Die Fertigstellung ist für das zweite Quartal 2023 geplant. Bis dahin werden wir auch bekanntgeben, wer der künftige Nutzer in Brenz sein wird. Für uns, als 2021 neu gegründetes Unternehmen, ist das Projekt-Jointventure mit BREMER ein starker Hebel, um unser Portfolio aktiv auszubauen und damit den Bedarf an nachhaltigen und zukunftsorientierten Logistik- und Industrieimmobilien zu decken. Weitere Kollaborationen zwischen K+G Projekt und BREMER sind aber auch deshalb nicht ausgeschlossen, weil wir als Unternehmen ähnliche Werte vertreten.

    Brownfield24: Herr Jungholt, was macht die BREMER Projektentwicklung als Unternehmen aus? Was machen Sie anders als andere?

    Bernd Jungholt: Wir möchten mit den Aktivitäten von BREMER bleibende Werte und positive Wirkung für die Nutzer und Umfelder unserer Gebäude schaffen. Das heißt, wir suchen nicht nur ökonomische, sondern auch nachhaltige Rendite. Dazu lassen wir alte „Schandflecken“ aus Gemeinden verschwinden und fast schon aufgegebene Areale wieder auferstehen. Die Revitalisierung und Umstrukturierung vorgenutzter Grundstücke ist daher ein Schwerpunkt unserer Tätigkeit. Wir möchten wettbewerbsfähige und wirtschaftlich attraktive Immobilien für unsere Kunden entwickeln, die gleichzeitig ESG-konform sind. Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit schließt sich für uns nicht gegenseitig aus, sondern geht Hand in Hand. Bestes Beispiel ist der Technologiepark Hanau, für den wir gemeinsam mit unserem dortigen Jointventure-Partner Garbe letztes Jahr den Brownfield24 Sonderpreis für Nachhaltigkeit entgegennehmen durften.

    Brownfield24: Herr Grotebrune, die K+G Projekt ist ein noch junges Unternehmen, wenngleich Sie im Business ja schon ein alter Hase sind. Wie sehen Ihre unternehmerischen Schwerpunkte und aktuellen Projekte aus?

    Kay Grotebune: Die K+G Projekt GmbH ist ein Immobilien- und Standortentwickler mit Fokus auf hochwertige Logistik- und Gewerbeimmobilien. Unser Führungsteam bringt die gebündelte Erfahrung und das Netzwerk aus Projekten im Gesamtvolumen von rund einer halben Milliarde Euro mit, die wir seit 2007 umgesetzt haben. Das zahlt sich vor allem bei der erfolgskritischen Grundstücksakquisition aus. So haben wir seit unserer Gründung schon rund 30 Hektar Gewerbefläche gekauft, die von einer Brownfieldentwicklung in Oldenburg bis hin zum Greenfield-Projekt mit 22 Hektar an der A2 reichen. Zudem wandeln wir aktuell eine nicht mehr betriebsnotwendige Industrieimmobilie in ein Wohnquartier um - und das mitten in Hamburg. Wir bringen hier ein attraktives und nachhaltig ausgerichtetes Wohnprojekt an den Start, und darauf freuen wir uns sehr - neben weiteren tollen Projekten, die wir in der Pipeline haben.

    Brownfield24: Herr Jungholt, mit Blick auf aufgeschlossene und anstehende Projekte: Worauf sind Sie bei BREMER besonders stolz?

    Bernd Jungholt: Auf alle sieben Projekte, die wir seit 2008 abgeschlossen und vollvermietet an unsere Endinvestoren übergeben haben! Fünf davon waren übrigens Brach- oder Brownfieldflächen. Aktuell realisieren wir acht Projekte, unter anderem auf Brachflächen, die bislang nicht bebaut waren, aber trotz Baurecht nicht genutzt wurden. Zu unseren neuen Projekten gehören unser Gewerbepark in Paderborn und auch unser eigenes Bürogebäude am Innovationsstandort Mark 51°7 in Bochum, der aktuell auf dem ehemaligen OPEL-Werksgelände entsteht. Dort bieten wir auch 4.000 m² Bürofläche zur Vermietung an. Bei beiden Projekten werden wir unsere Mieterflächen vollständig mit am Objekt erzeugter Solarenergie versorgen.