Expertenblog

    Interview mit Christian Wedler, Geschäftsführer der GWH Bauprojekte GmbH


    Interview mit Christian Wedler, Geschäftsführer der GWH Bauprojekte GmbH:

    Brownfield24: Herr Wedler, sagen Sie doch bitte zunächst ein paar Worte zu Ihrem Unternehmen und Ihren Schwerpunkten.

    Christian Wedler: Als Projektentwickler und Bauträger kauft die GWH Bauprojekte sowohl Grundstücke als auch Bestandsgebäude mit Wertschöpfungspotential und entwickelt Komplettlösungen für moderne Wohnimmobilienanlagen. Im Schnitt realisieren wir jährlich rund 350 Wohneinheiten vorwiegend im B2B-Geschäft. Brownfield-Entwicklungen haben dabei in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

    Brownfield24: Welche Erfahrungen haben Sie in diesem Bereich?

    Christian Wedler: Wir sanieren schon seit vielen Jahren Bestandgebäude, Industrie- und Kasernenflächen, um aus vorhandener Bausubstanz und Fläche Wohnraum zu schaffen. Entsprechend sind wir hinreichend erfahren in der Umwidmung und Revitalisierung brach liegender Flächen. Um nur einige Beispiele zu nennen: Das Wohnkonzept „Jackson Three“ im Mannheimer Franklin-Quartier entstand auf ehemaligem Militärgelände, für den „Ruby Tower“ in Frankfurt-Niederrad haben wir ein altes Bürohochhaus zum modernen Wohnturm revitalisiert und im Frankfurter Norden entsteht auf dem einstigen SEB-Gelände, das - wie sich später herausstellte - Altlasten einer früheren Ziegelei aufwies, aktuell das Wohnquartier Varinia. Auch ein stillgelegtes Opel-Areal in Frankfurt und die ehemalige Landesfeuerwehrschule in Kassel sind mit Alea und dem Sternberg-Carrée heute beliebte Wohnquartiere. In Kassel reaktivieren wir mit dem Jordan-Areal derzeit vorhandene Industrieflächen und wandeln diese in ein modernes Wohnquartier um.

    Brownfield24: Welcher Entwicklungszustand von Brownfields ist für Sie generell interessant?

    Christian Wedler: Das ist für uns erstmal zweitrangig. Wir schauen uns Grundstücke in jedem Entwicklungszustand an und können prinzipiell aus allem etwas machen. Zwar sind wir keine ausgebildeten Dekontaminierer oder Rückbauer, aber in solchen Fällen holen wir uns regelmäßig Experten dazu. Und je mehr drauf steht, desto mehr Fantasie braucht man, auch das ist klar. Jedes Brownfield ist anders und hat seine individuellen Herausforderungen, sei es durch die vorherige Nutzung, durch die sich entwickelnden Anforderungen an den Boden oder an die Neubebauung mit Rücksicht auf die umliegenden Gebäude. Eine Standardlösung gibt es da nicht. Auch der historische Kontext ist wichtig, das vergessen einige gerne. Es macht immer Sinn, sich zu fragen: Was war zuvor auf der Fläche und welche Auswirkungen hat das? Wir haben beispielsweise vor, auf dem Jordan-Areal in Kassel etwas in hybrider Bauweise zu errichten, denn früher war das ein Holzgroßhändler. Wo also würde es sich besser anbieten als dort, um mit Holz zu arbeiten? Das Areal schreit geradezu danach. Solche Aspekte versuchen wir zu berücksichtigen.

    Brownfield24: Nachhaltigkeit wird im Bauwesen immer wichtiger. Welchen Stellenwert hat sie in Ihrem Unternehmen?

    Christian Wedler: Natürlich ist Nachhaltigkeit auch für uns wesentlicher Bestandteil jeder Projektentwicklung und eine Anforderung, die wir mit Blick auf unsere Kinder und Enkelkinder gerne erfüllen. Bei uns ist inzwischen Usus, dass wir nur noch Projekte in Angriff nehmen, die den KfW 55-Standard haben. Für unser Projekt Kronsrode in Hannover hat sich die lokale Immobilienwirtschaft in einer gemeinsamen Gebrauchsanweisung darauf verständigt, weitestgehend nur solche Baumaterialien zu verwenden, deren Einsatz die Umwelteinwirkungen der Gebäude im Laufe ihres Lebenszyklus minimieren. So verzichten wir beispielweise im Bereich der Fassade und Konstruktion auf den Einsatz von Aluminium. Statt Tropenholz, PVC-Produkten und Fassadenschutzmittel verarbeiten wir ressourcenschonende Alternativen. Daneben wird die Fernwärmeversorgung in Kronsrode durch weitere Luft-Wärme-Pumpen unterstützt und durch Photovoltaikanlagen für ein autarkes Mieterstrommodell komplettiert. Wir begrüßen diese Form des ressourcenschonenden Bauens und lassen die dort gesammelten Erfahrungen in künftige Projekte einfließen.