Expertenblog

    Interview mit Christian Kiesl, Geschäftsführer und Gesellschafter von GEO-data


    Die GEO-data Dienstleistungsgesellschaft ist seit 1978 in den Geschäftsbereichen Umweltgeologie, Hydrogeologie und Umweltanalytik tätig. Mit über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versteht sich das Unternehmen als Dienstleister, der anspruchsvolle geowissenschaftliche Fragestellungen unabhängig und eigenverantwortlich bearbeitet. Die stetig wachsenden und immer komplexer werdenden Aufgabenstellungen erweitern das Leistungsspektrum und tragen dazu bei, praktikable Lösungen zu entwickeln. Wir haben mit GEO-data Geschäftsführer und Gesellschafter Christian Kiesl über Brownfields, Bodensanierung und bodenkundliche Baubegleitung gesprochen.

    B24: Erzählen Sie unseren Lesern doch als erstes etwas über sich, Ihr Unternehmen und Ihr Leistungsportfolio.

    Christian Kiesl: Meine ersten Begegnungen mit dem Thema "Altlasten und Umweltgeologie" habe ich bereits 1996 im Rahmen meiner Diplomarbeit gemacht. Thema war die historische Erkundung und orientierende Bewertung einer Altlast. Ich habe Geologie in München und Hannover studiert. Berufsbegleitend habe ich noch ein kaufmännisches Studium absolviert. Ich bin Diplom-Geologe und Diplom-Kaufmann. Seit Anfang 2020 bin ich bei GEO-data Geschäftsführer und Mitgesellschafter.

    GEO-data mit Sitz in Garbsen bei Hannover wurde 1978 gegründet. Seither kümmern wir uns als Dienstleister um alle umweltgeologischen Themen. Das heißt: Uns ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter ein fundiertes Grundverständnis vom geologischen Untergrund und von hydrogeologischen Verhältnissen haben, die über die rein baugrundtechnische Fragestellung hinausgehen.

    Unser Brot-und-Butter-Business ist die klassische Umweltgeologie. Hier gibt es das Rumdum-Sorglos-Paket von uns. Alles dafür Notwendige haben wir im Haus. Proben von Grundwasser, Boden und Luft entnehmen wir mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst. Unser hauseigenes, DAkks-akkreditiertes Labor kümmert sich um die Analytik. Danach kommen unsere Gutachter zum Zuge, allesamt Geowissenschaftler, die die gesammelten Erkenntnisse zusammenfassen, bewerten, das Gutachten für den Auftraggeber schreiben und die Projekte als Projektmanager begleiten.

    B24: Die Flächen werden knapper, Brownfields beliebter. Bei denen muss man ja, im Gegensatz zu den Greenfields, in den Boden gucken. Kommt diese Entwicklung auch bei Ihnen an?

    Christian Kiesl: Auf jeden Fall. Flächenrecycling, Flächenmanagement, Altlastensanierung und Grundwasseranalysen sind ganz große Themen in den letzten Jahren. In unseren Augen treibt die Flächenknappheit und die gestiegenen Immobilienpreise den Markt in die richtige Richtung: Sanierungen werden attraktiver.

    Heute haben viele Firmen Interesse und Kapital für Sanierungsflächen. Bei vielen Projekten sind wir von GEO-data dabei – vom Monitoring bis zur Erstellung von Standortmodellen. Als unabhängige Gutachter moderieren wir zwischen Behörden und Auftraggebern. Unsere Erkenntnisse sind oftmals die Entscheidungsbasis für Sanierung und Standortentwicklung.

    Brownfield-Revitalisierungen haben aus Geologensicht übrigens einen ganz wichtigen Nebeneffekt. Die Sanierung der Brownfields hat immer auch eine positive Auswirkung auf das Grundwasser. Wenn der Klimawandel weiter voranschreitet, können wir es uns nicht mehr leisten, unter Altlastenstandorten das Grundwasser zu belasten. Ein wichtiges Argument für die Politik, Brownfieldsanierungen aktiv zu unterstützen.

    B24: Manche Brownfields sind gefühlt ein Fass ohne Boden. Wie beurteilen Sie als Geologe diese Flächen? Sind sie leicht zu bewältigen oder doch eher extrem herausfordernd?

    Christian Kiesl: Das kommt immer auf die Kostenseite an. Oft gibt es Defizite im Erkundungszustand - da wird nicht investiert. Es gibt aufwändige Sanierungen, von denen viele lieber die Finger lassen. Andererseits gibt es heute aber auch Sanierungstechnologien, mit denen sich die Sanierung von diesen »Fässern ohne Boden« wirtschaftlich gut darstellen lassen. Zum Beispiel ein Bodenaustausch nach exakter Kartierung, wo die Hotspots gezielt aufbereitet werden. Damit ist schon ein großes Problem auf der Fläche gelöst. Danach kann man den Bodenaufbau oder abfallrechtlich Belange unabhängig von der Hotspot-Situation betrachten.

    B24: Betreuen Sie Projekte nur im norddeutschen Raum oder sind Sie auch deutschlandweit unterwegs?

    Christian Kiesl: Wir betreuen von der Privatperson am Küchentisch bis zum DAX Konzern das komplette Spektrum. In erster Linie natürlich in Hannover und Umgebung. Für große Kunden sind wir aber auch in Niedersachsen, NRW, Sachsen und Bayern aktiv. Wir kommen mittlerweile in ganz Deutschland herum. Ab und zu geht es auch mal ins Ausland.
    Ein sehr spannendes, neues Projekt, das demnächst anläuft, ist eine bodenkundliche Baubegleitung für einen unsere Kunden. Hier geht es darum, möglichst bodenschonend zu bauen, damit der Boden im Baufeld nicht zu sehr verdichtet wird und später noch eine Nutzung ohne kompletten Bodenaustausch möglich ist. Diese Thematik wird noch öfter auf uns zukommen. Inzwischen gibt es dazu auch eine DIN (DIN-19639).

    B24: Wenn Sie einen Wunsch an den Deutschen Brownfield Verband DEBV hätten – welche Themen würden Sie da gerne platzieren?

    Christian Kiesl: Oh, da haben wir ganz viele. Was uns momentan umtreibt, ist das Thema Nachwuchsmangel. Es gibt kaum Gutachter unter 40 Jahren. Unter 30 gibt es gar keine. Die Qualitätsstandards sind hoch. Ausbildung, Wissenstransfer und Einarbeitung bleiben aber jedem Unternehmen selbst überlassen. Zudem sind die Geowissenschaften heute in der Universitätsausbildung in Kombination mit anderen Fächern sehr breit aufgestellt. Die Absolventen zu spezialisieren, kostet viel Geld. Bund, Land und Kommune haben übrigens die gleichen Probleme. Die legen dann beim Gehalt eine Schippe drauf. Das können wir nicht unbedingt. Dieser War of Talents ist ziemlich neu in der Branche.

    B24: Werbung für den Berufszweig wäre also auch ein Verbandsthema.

    Christian Kiesl: Ja, klar. Hauen Sie rein! Nächstes Wunschthema für Verbandsaktivitäten: die Mantelverordnung. Dieses sehr zerfaserte Regelwerk macht es für uns schwierig, für die einzelnen Themen immer genau die richtigen Verordnungen zu finden. Die Mantelverordnung ist seit 15 Jahren in der Mache, die Bodenschutzverordnung stammt noch aus dem letzten Jahrtausend. Auf diesem Acker ist noch viel zu tun.

    B24: Dann nichts wie rein in den Verband mit Ihnen.

    Christian Kiesl: Wir sind dabei.