Politik, Recht & Fachwissen

    Bankverein Werther: Interview zum Kraftwerk Knepper


    Folgender Beitrag ist im Jahresbericht der VerbundsVolksbank OWL eG erschienen. Eine Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung unseres Partners Bankverein Werther:

    Der Gütersloher Unternehmer Thomas Hagedorn hat innerhalb von zwei Jahrzehnten aus einem kleinen Abrissbetrieb ein Unternehmen geformt, das ganze Industrieareale abreißt, Grundstücke saniert und obendrein neu erschließt – ein Novum in der Branche. Ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte: der Abriss des Steinkohlekraftwerks Knepper.

    Mitte Februar 2019 knallte es drei Mal hintereinander laut in Castrop-Rauxel: 218 Kilogramm Sprengstoff ließen Kesselhaus, Schornstein und Kühlturm des ehemaligen Steinkohlekraftwerks Gustav Knepper an der Stadtgrenze zu Dortmund mit Getöse in sich zusammenfallen. Wochenlang hatten Mitarbeiter der Gütersloher Unternehmensgruppe Hagedorn diesen Tag akribisch vorbereitet. Mit der Sprengung der drei Großbauwerke ging der Abriss des Kraftwerks in die letzte Phase. Im Herbst 2017 hatte Hagedorn die 580.000 Quadratmeter große Fläche gekauft und bringt das Areal seitdem auf Vordermann. Nach Rückbau und Sanierung wird ein Projektentwickler für Industrieimmobilien das Gelände vermarkten, dort soll ein neuer Logistik- und Gewerbepark mit mehreren tausend neuen Arbeitsplätzen entstehen. „Das ist schon ein großes Projekt, doch die Arbeiten laufen nach Plan“, freut sich Unternehmensgründer und Chef Thomas Hagedorn. Für den Unternehmer ist das Projekt Knepper ein weiterer Meilenstein in einer bemerkenswerten Firmengeschichte: Ende der 1990er-Jahre machte sich Thomas Hagedorn mit einem kleinen Abrissbetrieb selbstständig und entdeckte sein Talent, Kunden mit seiner positiven Einstellung zu überzeugen. Bereits ein Jahr nach der Gründung beschäftigte er zehn Mitarbeiter und zog den Auftrag zum Abriss einer großen Lebensmittelfabrik in Bielefeld an Land. „Das war damals ein Riesen-Ding und eigentlich eine Nummer zu groß für uns“, erinnert er sich. Doch er griff zu, rekrutierte innerhalb weniger Tage weitere 20 Mitarbeiter, lieh sich zusätzliche Baumaschinen und erledigte den Job einwandfrei. Denn Hagedorn hält, was er verspricht. Bis heute zählt ein Händedruck für ihn mehr als schriftliche Vereinbarungen – auch in Zeiten, in denen Verträge hunderte von Seiten füllen und nicht mehr auf eine Serviette passen wie in den Anfangstagen. „Veränderung bedingt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die seiner Partner“, sagt der Unternehmer. Das gilt auch für die Finanzierung: Der Bankverein Werther als Zweigniederlassung der VerbundVolksbank OWL hat maßgeblich den Kauf des Kraftwerk-Areals Knepper finanziert. „Man braucht für so etwas eine Bank, die unternehmerisch denkt und das Geschäft versteht, das sie finanziert, statt sich nur auf ihr Standard-Schema zu verlassen“, sagt er. Thomas Hagedorn denkt in Zusammenhängen über den üblichen Rahmen hinaus, hat Ideen, wie man Prozesse weiterentwickelt. Er erkannte zum Beispiel früh das Potenzial von Bauschutt als Recyclinggut und Wertstoff, den man nach der Sanierung von Grundstücken direkt vor Ort nutzen kann. Wo andere lange Zeit noch die Abrissbirne geschwungen haben, sezierten Hagedorns Leute Gebäude und trennten Baustoffe vor Ort voneinander. Die Branche war anfangs skeptisch, ob dieses Recyclingmaterial brauchbar ist. Also erweiterte Hagedorn kurzerhand sein Geschäftsfeld und gründete im Jahr 2011 ein eigenes Tiefbauunternehmen. Mit Erfolg, seine Leute verwenden seitdem zum Beispiel zerkleinerte Betonreste direkt auf den sanierten Grundstücken, um Straßen und Wege zu bauen. Bei seinen Kunden kommen solche Ideen gut an, Hagedorn arbeitet längst bundesweit. Vor allem Logistikunternehmen wissen die Arbeit des integrierten Abriss- und Bauunternehmens zu schätzen. Mittlerweile beschäftigt Hagedorn 500 Mitarbeiter. Für ihn sind sie das wichtigste Kapital: „Wir brauchen gute Leute, die offen sind für Veränderung.“ Deshalb hat er zuletzt eine eigene Akademie gegründet. Dort bildet er Nachwuchskräfte aus, etwa an einem weltweit einzigartigen Bagger-Vollkabinen-Simulator. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Gründung der Akademie sich in einigen Jahren als beste meiner unternehmerischen Entscheidungen herausstellt“, sagt Hagedorn. „Es wird auch in unserer Branche immer schwieriger werden, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.“ Neben dem Blick für das große Ganze hat der Unternehmer sich über all die Jahre auch den Blick für die vielen kleinen Details bewahrt, die in Summe für das Gelingen von Veränderungen wesentlich sind. Beim Abbruch des Kraftwerks Knepper hatte er vorab mit allen politischen Parteien der beteiligten Städte gesprochen, Bürger informiert und benachbarte Anwohner in Veranstaltungen und persönlichen Gesprächen ins Boot geholt. Vor der Sprengung hatte Hagedorn für die Nachbarn schließlich eine Tribüne samt Zelt aufbauen lassen, damit sie das Geschehen mitverfolgen können. Denn Hagedorn weiß: „Man muss auf Menschen Rücksicht nehmen und sie einbeziehen, wenn Veränderungen gelingen sollen.“