Expertenblog

    B24 im Gespräch mit Timm Sassen von der Greyfield Group zum gif Leitfaden Redevelopment


    Die Greyfield Group ist ein innovatives Unternehmen im deutschen Immobilienmarkt mit Fokus auf den Bestand. Nach dem Motto »An Orten, wo anderen der Mut vergeht, beherrschen wir das Risiko« machen sie aus gewöhnlichen oder unattraktiven Immobilien marktfähige Investments. B24 hat mit Timm Sassen, dem Gründer und Geschäftsführer der Greyfield Group, über den entwickelten gif-Leitfaden Redevelopment gesprochen.

    B24: Herr Sassen, neben Ihrer Funktion als Geschäftsführer der Greyfield Group, sind Sie zudem noch Kompetenzgruppenleiter der gif Kompetenzgruppe Redevelopment. Was genau ist darunter zu verstehen und wer arbeitet da alles mit?

    TS: Die gif Kompetenzgruppe Redevelopment der Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche Forschung (gif) steht für das gesamte Themenspektrum rund um das Thema Bauen im Bestand innerhalb der gif. In der Kompetenzgruppe Redevelopment geht es um den praktischen wie wissenschaftlichen Umgang mit dem Thema Bauen im Bestand. Die derzeitigen Standards für die Handhabung der unterschiedlichen Disziplinen (Projektentwicklung, Projektmanagement etc.) basieren auf den Erfahrungen im Neubau. Diese Erfahrungen vom Bauen auf einer »grünen Wiese« lassen sich aber nicht direkt auf das Immobilien-Redevelopment übertragen. Es bedarf einer Erweiterung und Vertiefung von Standards. Die Kompetenzgruppe Redevelopment besteht aus erfahrenen Teilnehmern aus der Praxis und Wissenschaft der Immobilienwirtschaft. Dabei kommen die unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkte der Teilnehmer zusammen.

    B24: Gibt es bereits nennenswerte Ergebnisse bzw. Veröffentlichungen aus Ihrer Arbeitsgruppe?

    TS: Wir können als erstes Produkt unserer Kompetenzgruppe einen übersichtlich gestalteten Leitfaden präsentieren, der den Umgang mit vorgenutzten Grundstücken und Gebäuden vereinfacht. Neben einer eindeutigen Begriffsabgrenzung und der Thematisierung von Besonderheiten des Bauens im Bestand liefert die Kompetenzgruppe eine vorgefertigte Checkliste für die Vorgehensweise im Redevelopment-Prozess. Gleiches haben wir dann gemeinsam mit dem VDI gemacht. Hier gibt es jetzt ganz frisch die VDI/gif-Richtlinie 6209 »Redevelopment«.

    B24: Der Leitfaden ist also keine trockene Fachlektüre, sondern mit seiner Checkliste eine echte Arbeitserleichterung. Wer kann und soll damit arbeiten?

    TS: Genau, Leitfaden und Checkliste bieten eine sehr gute Orientierungshilfe und können zu jedem Zeitpunkt eines Projektes zur Hand genommen werden. Sie richten sich an alle Akteure der Immobilienwirtschaft, die sich mit Redevelopments beschäftigen. Das sind Projektentwickler, Finanzierer, Banken, Investoren, Eigennutzer (einschließlich Corporates), Kommunen, Raum- und Stadtplaner sowie Hochschulen. Gerade in der Lehre und Ausbildung sehen wir Redevelopment als Zukunftsthema und der Leitfaden ist ein erster Schritt sich damit zu beschäftigen.

    B24: Das Dokument lebt ja bestimmt, einfach weil momentan auch viel in diesem Bereich passiert! Was genau ist geplant und wer kann bzw. sollte sich hier noch engagieren?

    TS: Das Thema Redevelopment hat in den vergangenen Jahren auf Grund der Nachfrage nach Flächen an Relevanz gewonnen. Aus meiner Sicht verschlafen wir hier noch immer die Chancen, die im Bestand liegen. Hier liegt noch ein weiter Weg vor uns, das Thema Redevelopment als die Herausforderung der Zukunft zu begreifen. Der Druck wird von Jahr zu Jahr höher, weil die verfügbare unbebaute Fläche bzw. grüne Wiese weniger wird. Da dies auch ein gesellschaftliches Thema ist, sind alle eingeladen hier mitzuwirken.

    B24: Redevelopment wird zukünftig immer interessanter. Was wünschen Sie sich von der Politik bzw. den Entscheidungsträgern für diesen Bereich, damit auch zukünftig noch weiter (nachhaltig) entwickelt werden kann?

    TS: Meiner Meinung nach schielen alle viel zu sehr auf den Neubau. Die Städte sind fertig bebaut, müssen aber erneuert werden, weil sich die Nutzerwünsche ändern und die meisten Immobilien energetisch ineffizient sind. Es fehlen aber oft Einfallsreichtum und Mut, neue Wege zu gehen. Auch die Bauordnungen müssten entrümpelt werden. Manche Vorschriften stehen innovativen Redevelopments entgegen. Aber die Zeit tickt und die meisten von uns werden, nach meiner Einschätzung, noch erleben, dass es keine echten neuen Bauflächen in Deutschland mehr geben wird (Stichwort Flächenversiegelung). Dies wird dann automatisch zu Innovationen in der Immobilienbranche und Bewegung in der Politik führen.