abgeschlossen


    In der gründerzeitlichen Stadterweiterung im Westen Stuttgarts steht auf dem sogenannte „Olga-Areal“ ein urbanes Revitalisierungsprojekt vor der Fertigstellung, das in Bezug auf funktionale und soziale Diversität, auf Nachhaltigkeit, Lebens- und Aufenthaltsqualität sowie innovative Beteiligungsformen Maßstäbe setzt. In Großstädten werden solche Vorhaben naturgemäß nicht „auf der grünen Wiese“ entwickelt. Vor der Grundsteinlegung auf einem baureifen Grundstück muss in aller Regel eine irgendwie geartete Vornutzung mit entsprechendem Altbestand fachgerecht rückgebaut werden. Das klingt nach einer Routineaufgabe für eine erfahrene Abrissbirne, ist aber gerade im sensiblen innerstädtischen Bereich eine komplexe Herausforderung, für deren sichere, effiziente und pünktliche Erledigung viel Erfahrung und Sachverstand nötig ist.

    Schon die nackten Zahlen beeindrucken: Auf dem ehemaligen Klinikgelände in Stuttgart waren auf einer 16.400 Quadratmeter großen Grundstücksfläche über 210.000 Kubikmeter umbauter Raum rückzubauen. Die neun Einzelgebäude hatten eine Höhe von bis zu 40 Metern über Geländeoberkante. Sensible Wohnbebauung begrenzt die Fläche unmittelbar an allen Seiten. Da geht nichts ohne sorgfältige Planung. Der erste Schritt: Eine akribische Untersuchung, Beprobung und Analyse des Gebäudebestandes auf Schadstoffe, die beim Rückbau besondere Sorgfalt und spezielle Entsorgungswege erfordern. Für die folgende detaillierte Rückbauplanung, -ausführung und -überwachung haben dann Sicherheits- und Gesundheitsschutz für alle Beschäftigten auf der Baustelle und die Anwohner höchste Priorität, alle Arten von Emissionen sind auf ein Minimum zu reduzieren.

    Gerade der letzte Punkt erfordert nicht nur technische, sondern auch kommunikative Expertise. Je früher und transparenter Betroffene und Nachbarn über die bevorstehenden Aktivitäten und mögliche Einschränkungen informiert werden, umso größer ist Chance, einen konstruktiven öffentlichen Konsens für ein Projekt zu erreichen. Darüber hinaus sind Rückbauprojekte dieser Größenordnung immer auch Herausforderung für eine professionelle Projektsteuerung. Eine Vielzahl öffentlicher Entscheidungsträger, technischer Dienststellen, Behörden, Investoren, Bauherren und zukünftiger Nutzer sind in irgendeiner Form in die Arbeiten vor Ort und die Entsorgungslogistik involviert – deren effektive Koordination ist Voraussetzung für eine termin- und budgetgerechte Baureifmachung.

    Ein solches Projekt bedeutet für uns immer auch, für den Auftraggeber „über den Tellerrand“ zu schauen und unsere globale Expertise aus zahlreichen urbanen Entwicklungsprojekten einzubringen. So bauten in Stuttgart die Investoren, Ankernutzer und Baugemeinschaften der vier Baufelder schon in der Rückbauphase auf unsere Beratungsleistungen und internationale Konversionserfahrungen, um die Planung und Taktung ihrer Projekte zu optimieren. Wir merken in solchen Momenten, wie wichtig es ist, über ein Leistungsportfolio und Expertisen zu verfügen, die sämtliche Herausforderungen bei der Entwicklung urbaner Räume abdecken. Die Stadt der Zukunft wird von Universalisten gestaltet, nicht von Technokraten mit Scheuklappen.

    Wenn sich in naher Zukunft die Kindertagesstätte, das Nachbarschaftszentrum und der Lebensmittelmarkt vor Ort mit Leben füllen, dann freuen wir uns, dass wir einen substanziellen Beitrag zu diesem ikonischen Revitalisierungsprojekt in der Landeshauptstadt leisten konnten – und nicht nur wegen durchaus existierendem Lokalpatriotismus unserer Kolleginnen vor Ort. Wir verstehen solche Rückbau- und Baureifmachungen als substanziellen Beitrag für eine nachhaltige Stadtentwicklung. So wie sauberes Wasser und Luft ist der urbane Raum ein begrenztes Gut, dass sorgfältigen Umgang verdient. Konversion und Revitalisierung von Brachen und Altstandorten sind aktive Beiträge für ein Stadtentwicklung ohne Raubbau an natürlichen Ressourcen.

    Fotos: Arcadis / Lars Behrendt

    Dieses Projekt wurde mit den folgenden Brownfield Partnern realisiert