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    Einhundert Fußballfelder – das ist die Fläche, die in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland jeden Tag durch Bebauung versiegelt wurde. Um den expansiven Landschaftsverbrauch zu bremsen, fordert die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung verstärktes Flächenrecycling.

    Die Bayernoil Raffineriegesellschaft und die Stadt Ingolstadt gehen mit gutem Beispiel – und Unterstützung durch Arcadis – voran. Auf einem stillgelegten Raffineriegelände entstanden in den letzten Jahren bereits ein neues Fußballstadion und ein Gewerbegebiet. Die Reaktivierung des insgesamt 108 Hektar großen Industriegeländes wird nun mit der Entwicklung des 60 ha großen „IN-Campus“ als attraktivem Technologie- und Innovationsstandort fortgeführt. Das Areal stellt in der Wachstumsregion Ingolstadt eine einzigartige Flächenreserve und Entwicklungsoption dar. Im Gesamtergebnis ein Doppelerfolg für Bayernoil und Ingolstadt: Auf der einen Seite ein weitgehend kostenneutrales Industrie-Divestment im Großformat, auf der anderen Seite nachhaltige städtebauliche Entwicklung ohne Versiegelung unbebauter Flächen.

    Arcadis konnte im Rahmen einer Asset-Bewertung Entwicklungspotenziale für das Areal aufzeigen und leistete das Projektmanagement für den komplexen Stilllegungs- und Entwicklungsprozess sowie das Marketing- und Transaktionsmanagement für den Verkauf der Flächen. Bereits zwei Jahre nach Stilllegung wurden rund 20 Hektar der ehemaligen Raffineriefläche neu genutzt, wenig später war das Gesamte, 108 ha große ehemalige Betriebsgelände vermarktet. Die Eröffnung des Audi Sportparks, einer neuen Arena für 15.000 Fans des FC Ingolstadt 04 auf dem ehemaligen Verladebahnhof der Raffinerie, markierte das erste Etappenziel für das Großvorhaben. Während in den darauffolgenden Jahren weitere Flächen für neue Erschließungsstraßen und ein Gewerbe-gebiet baureif wurden, entsteht nun nördlich des Stadions auf 60 Hektar der Technologie- und Innovationsstandort „IN-Campus“.

    Ein Raffineriegelände in „frisches“ Bauland umzuwandeln ist eine komplexe Aufgabe. Es gilt, eine dicht vernetzte Industrieanlage mit unzähligen Rohren, Leitungen, Tanks und Prozessanlagen rückzubauen. Das Gelände war mit mehreren hunderttausend Kubikmetern Beton und Asphalt großflächig versiegelt. Boden, Bodenluft und Grundwasser sind mit verschiedenen Mineralölkohlenwasserstoffen in unterschiedlichen Konzentrationen kontaminiert.

    Dank perfekter Kooperation aller Beteiligten und der zielorientierten Arbeit der Ingolstädter Planungsbehörden lag schon ein Jahr nach Stilllegung für ein Drittel der Gesamtfläche Planungsrecht vor. Der Entwicklungsfahrplan erfordert flexiblen Einsatz von Technologien für Boden- und Grundwassersanierung. Mit Bodenaustausch konnten Teilflächen für eine schnelle Nachnutzung präpariert werden. Auf anderen Arealen nutzt man mit dem Natural-Attenuation-Verfahren die natürlichen Abbauprozesse im Untergrund.

    Arcadis konnte seine Stärken bei dem Konversionsprojekt voll ausspielen: qualifizierte, synchrone und interdisziplinäre Steuerung komplexer Prozesse unter hohem Zeit- und Kostendruck. Von der Sanierungsplanung über die Rückbaukonzeption und -überwachung bis zum Genehmigungsmanagement, von der Asset-Bewertung über den städtebaulichen Rahmenplan bis zum Transaktionsmanagement. Ein Projekt wie geschaffen für das breit gefächerte Dienstleistungsportfolio von Arcadis.

    Fotos: (1) und (2) Arcadis / Horst Schalles, (3) Arcadis

    Dieses Projekt wurde mit den folgenden Brownfield Partnern realisiert