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    Die Umnutzung vormals militärisch genutzter Flächen stellt viele Kommunen vor komplexe Herausforderungen. Zugleich bieten sich damit aber auch städtebauliche Chancen für eine nachhaltige, flächensparende Siedlungsentwicklung. Dass eine gelungene Militärkonversion am Ende viele Gewinner hat, wird in der Stadt Darmstadt eindrucksvoll erlebbar. Zwischen 2015 und 2019 wurde eine 55.000 m² große Fläche, auf der bis 2008 US-Streitkräfte stationiert waren, revitalisiert und darauf der Alnatura Campus geschaffen. Die neue Unternehmenszentrale mit integriertem Waldorfkindergarten, vegetarischem Bio-Restaurant sowie Bio-Einkaufs- und Erlebnispark bildet heute einen ganz außergewöhnlichen Arbeits-, Lern-, Erholungs- und Begegnungsort. Hier gelang es, sowohl Konversionsflächen aus städtebaulicher Sicht nachhaltig zu entwickeln als auch unternehmerische Visionen umzusetzen.

    Mit dem anhaltenden Wachstumskurs der Bio-Branche stieß der ehemalige Verwaltungsstandort des Bio-Lebensmittelunternehmens Alnatura für notwendige Erweiterungen an seine Grenzen. Das Unternehmen entschloss sich daher zum Neubau der Firmenzentrale. Bei der dafür zu erwerbenden Gewerbefläche galt es, sowohl siedlungs- und infrastrukturelle Randbedingungen als auch die unternehmenskulturellen Grundsätze des Unternehmens zu berücksichtigen. Arcadis, das mit der Auswahl und den Vertragsverhandlungen zum Erwerb einer geeigneten Liegenschaft betraut war, sah im dichtbesiedelten Rhein-Main-Gebiet in der Revitalisierung einer ehemals militärisch genutzten Brachfläche eine erfolgversprechende Möglichkeit des Flächenerwerbs.

    Eine Konversion berührt immer Interessen und Verantwortungsbereiche einer Vielzahl beteiligter Akteure: Die Kommune, die eine hochwertige Nachnutzung anstrebt, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die als Eigentümerin militärischer Liegenschaften ihrem Verwertungsauftrag bestmöglich nachkommen will und potenzielle Investoren, für die eine zügige Projektabwicklung ohne bauplanungs- und bauordnungsrechtliche Hindernisse existentiell ist. Arcadis gelang es, Entscheidungsfindung und Grundstückserwerb durch umfangreiche Beratungen in enger Abstimmung mit der Stadt Darmstadt und der BImA konsensorientiert zu gestalten. Aufgrund einer profunden Kenntnis der Immobiliensituation und unter Berücksichtigung der jeweiligen städtebaulichen Rahmenplanung stellte Arcadis dem Unternehmen Alnatura insgesamt 28 Grundstücke mit Standortanalysen als potenzielle Flächen für das geplante Projekt zur Auswahl vor. Insbesondere über den integrativen Ansatz, bei dem Wertschöpfung und Investitionsrisiken zur Revitalisierung einer Brachfläche fundiert analysiert und bewertet werden, schaffte Arcadis die wesentlichen Grundlagen, um das Unternehmen Alnatura bei der Auswahl der passenden Liegenschaft zu unterstützen.

    Auf dem ausgewählten Vorzugsstandort hat Arcadis umwelttechnische Untersuchung des Geländes und der Bestandsgebäude, Gutachten zu Kontaminationen, Verwertungs- und Entsorgungskonzepten sowie Planung, Ausschreibung und Baubegleitung der Rückbau- und Aushubmaßnahmen die Voraussetzungen für eine Entwicklung des Areals geschaffen. Das Architekturbüro schloss an diese vorbereitenden Arbeiten nahtlos an mit einer Planung die in Bezug auf Ökologie, Architektur und Nachhaltigkeit wegweisend ist. Das Projekt wurde mit einem DGNB Zertifikat in Platin ausgezeichnet. Es zeigt, dass sowohl bei der Wahl der Liegenschaft wie auch bei der Gebäudeplanung aus umweltfreundlicher, ressourcenschonender und funktionaler Sicht eine Vielzahl von Optionen ausgeschöpft werden kann.

    Fotos/Abbildungen: (1) Arcadis / Arcadis / Brigida González, (2) haascookzemmrich STUDIO2050, (3) Arcadis / Getty Images

    Dieses Projekt wurde mit den folgenden Brownfield Partnern realisiert