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    Interview mit Sönke Kewitz, Geschäftsführer P3 Logistic Parks Deutschland


    Sönke Kewitz ist Geschäftsführer von P3 Logistic Parks Deutschland, einem langfristigen Eigentümer und Entwickler von europäischen Logistikimmobilien mit rund 6,4 Mio. m² vermietbare Fläche und einer Landbank von 1,6 Mio. m² für weitere Entwicklungen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten investiert und entwickelt das Unternehmen auf den europäischen Märkten und ist inzwischen in elf Ländern aktiv. Mit Hauptsitz in Prag beschäftigt P3 mehr als 200 Mitarbeiter in elf Büros in wichtigen europäischen Städten und unterstützt Kunden aus unterschiedlichsten Branchen von der Standortwahl über die Genehmigung, Beschaffung und Konstruktion der Logistikimmobilien hinaus bis zum Property Management. P3 befindet sich vollständig im Besitz von GIC (Government of Singapore Investment Corporation).

    Brownfield24: P3 als Logistikentwickler kennen viele – aber P3 entwickelt eben nicht nur. Das Unternehmen will in den kommenden Jahren in vielen Bereichen wachsen. Wo genau – und was sind die Ziele?
    Sönke Kewitz: Generell möchten wir die Infrastruktur von heute und morgen wesentlich mitgestalten. Unsere Treiber dafür sind zufriedene Kunden, Mitarbeiter und Menschen, die in den Gemeinden leben, in denen wir aktiv sind, aber auch eine intakte Umwelt. Konkret wollen wir unser deutsches Portfolio in den nächsten drei Jahren durch den Ausbau unseres Entwicklungsgeschäfts und durch Investitionen verdoppeln. Den Schwerpunkt legen wir auf große Portfolios in Europa, aber auch auf Einzelobjekte in lokalen Märkten. Die ökologische Umwelt möchten wir dabei ständig im Blick behalten und arbeiten deshalb daran, alle P3-Immobilien mit der BREEAM-Bewertungsnote „sehr gut“ zu zertifizieren.

    Brownfield24: Das Thema Nachhaltigkeit hat bei P3 einen zentralen Stellenwert. Wer oder was ist hier der Treiber?
    Sönke Kewitz: Am wirkungsvollsten können wir zum Klimaschutz beitragen, indem wir bei unserem Geschäftsmodell ansetzen. Als Entwickler und Eigentümer von Logistikimmobilien bedeutet das, Gebäude nachhaltiger zu bauen und zu betreiben. Wir haben uns deswegen zu messbaren Maßnahmen für mehr ökologische und soziale Nachhaltigkeit verpflichtet. Wir prüfen künftig jede Handlung nach ihrem quantifizierbaren Nutzen und das nicht nur für unser Unternehmen, sondern auch für Umwelt und Gesellschaft. Dafür kalkulieren wird zum Beispiel die ökologischen Auswirkungen einer geplanten Gebäudeentwicklung bis ins kleinste Detail und entscheiden vor der Umsetzung, wie wir das Projekte umwelt- und klimaverträglich realisieren können. Ein wichtiger Faktor in Sachen Nachhaltigkeit sind übrigens Brownfield-Projekte.

    Brownfield24: Welchen Anteil nehmen Brownfield-Immobilien in eurem Portfolio ein und was sind aktuelle und künftige Projekte?
    Sönke Kewitz: Fast die Hälfte der deutschen Immobilien, die wir selbst entwickelt haben, sind Brownfield-Projekte. Nach Fläche gerechnet machen unsere Brownfield-Parks sogar über 70 Prozent der von uns entwickelten oder aktuell kurz vor Baustart stehenden Immobilien aus. Das entspricht einer Fläche von mehr als 500.000 Quadratmetern. Zuletzt haben wir mit dem P3-Park in Kamen eines unserer größten Brownfield-Projekte in Europa fertiggestellt, das mit 129.000 Quadratmedern zugleich unser größter Logistikpark in Deutschland ist. Damit wir unsere Nachhaltigkeitsziele erreichen können, nimmt die Entwicklung von Brownfield-Immobilien einen bedeutenden Stellenwert in unserer Geschäftsstrategie ein. Wir werden in Zukunft also noch stärker auf Brownfields setzen. Eines der aktuellen Projekte ist der Logistikneubau in Ebersbach nahe Stuttgart mit rund 39.000 Quadratmetern, bei dem die Abrissarbeiten gerade in vollem Gange sind. Dekontaminierung und Baumaßnahmen sollen etwa 20 Monate in Anspruch nehmen.

    Brownfield24: Was sind die größten Hürden bei der Entwicklung eurer aktuellen Brownfield-Projekte und wie bekommt ihr die gemeistert?
    Sönke Kewitz: Erhöhte Entwicklungskosten wegen der Umbau- und Abbrucharbeiten, veraltete Anlagedokumentation, Altlastflächen oder unvorhersehbare Sondermaßnahmen sind ganz klare Herausforderungen. In den Griff bekommen wir diese Hürden durch ein eingespieltes Team, das ausgewiesene Brownfield-Erfahrung besitzt, durch umsichtige und langfristige Planung und ausreichende Ressourcen. Wir legen außerdem viel Wert auf ein gutes Verhältnis mit den Menschen vor Ort. Im Vergleich zu Greenfields haben Brownfields aber eine Reihe von Vorteilen. Dazu zählt natürlich vor allem der Schutz von naturbelassenen Gebieten durch den geringeren Flächenverbrauch. Darüber hinaus schaffen Brownfields neuen Raum in Regionen mit wenig Entwicklungsfläche und die Grundstücke liegen oft verkehrsgünstig.

    Brownfield24: Welchen Wunsch hättet ihr an die neue Regierung?
    Sönke Kewitz: Die neue Regierung sollte mutiger und konsequenter den Weg in eine ökologischere Marktwirtschaft gehen. Als Entwickler in der Immobilienbranche und zudem als Vorstand im neuen Deutschen Brownfield Verband (DEBV) bin ich überzeugt, dass Brownfield-Projekte dazu einen wesentlichen Beitrag leisten können. Wenn der deutsche Flächenverbrauch bis 2050 auf netto null sinken soll, wird das ohne die verstärkte Nutzung von Brachflächen nicht funktionieren. Deshalb sollte die Politik entsprechende Anreize dafür schaffen, wie zum Beispiel Fördermittel für die Kommunen oder Anerkennungen für Sanierungsaufwendungen. Auch beschleunigte Verwaltungs- und Genehmigungsverfahren sowie einheitliche Rahmenbedingungen könnten einen wesentlichen Beitrag leisten. So sollten etwa Projekte, die auf die weitere Flächenversiegelung verzichten, bei den Behörden vorrangig bearbeitet werden. Wünschenswert wäre es zudem, die Flut an stets zunehmenden Anforderungen und Auflagen zu entschlacken.

    Weitere Informationen zu P3 finden Sie unter www.p3parks.com
    Bildquelle: Devisubox - die Bilder zeigen den Rückbau des Projektes Ebersbach