Expertenblog

    Interview mit Rolf Specht, geschäftsführenden Gesellschafter der Specht Gruppe


    Seit 1988 hat die Specht Gruppe über 100 Pflegeimmobilien in ganz Deutschland entwickelt. Gleichzeitig haben die Bremer mehr als 50 Senioren-Wohnanlagen mit über 600 Wohnungen realisiert, deren Verwaltung ebenfalls der Gruppe obliegt. Die Specht Gruppe ist zurzeit einer der gefragtesten Projektentwickler, wenn es um den Themenbereich der Wohnwirtschaft für Menschen im letzten Lebensdrittel geht. Wir haben mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Rolf Specht unter anderem über die Möglichkeit gesprochen, Brownfields in die Planung von Pflegeimmobilien mit einzubeziehen.

    B24: Lieber Herr Specht, wir freuen uns, Sie und die Specht Gruppe als Premium Partner bei Brownfield24 an Bord zu haben. Stellen Sie uns doch bitte einmal Ihr Unternehmen und Ihre Leistungsbereiche vor.

    Rolf Specht: Die Specht Gruppe aus Bremen ist auf die Projektierung, den Bau und den Vertrieb von Pflegeimmobilien spezialisiert. Ich habe das Unternehmen 1988 gegründet und zwei Jahre später stand schon das Haus Rotbuche in Bremen-Arsten, eine private Pflegeeinrichtung, die wir nach WEG aufgeteilt und an Einzelinvestoren verkauft haben.

    Wir waren damals die Ersten mit diesem Anlagemodell, deshalb bezeichnen wir uns in diesem Bereich als Pionier.

    Inzwischen haben wir über 100 Pflegeimmobilien, aber auch Sozialimmobilien wie ein Ärztehaus, eine Reha-Klinik sowie Kitas und Senioren-Wohnungen erstellt. Zur Firmenfamilie gehören folglich zahlreiche Wohnanlagen für Senioren in Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, die stationär-ambulante Reha-Klinik am Sendesaal in Bremen sowie der ambulante Weser Pflegedienst mit Niederlassungen in Bremen, Bremerhaven, Stuhr und Cuxhaven plus fünf Tagespflegeeinrichtungen.

    B24: Worin liegen bei Ihnen, als Spezialist im Bereich Pflegeimmobilien, die Anforderungen im Bau und der Standortwahl und wie sind Ihre Kriterien?

    Rolf Specht: Wir nehmen, wie sicherlich fast alle Projektierer, am liebsten zentral gelegene Grundstücke. Früher hat man noch Pflegeimmobilien auf die grüne Wiese gebaut, weil man davon ausgegangen ist, dass Senioren in Ruhe ihren Lebensabend genießen wollen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Wenn wir eine Pflegeeinrichtung bauen und links daneben befindet sich ein Supermarkt und rechts daneben liegt ein Naturschutzgebiet mit einem idyllischen Bach, dann waren die Zimmer mit Blick zum Supermarktparkplatz immer als erstes belegt. Bevor wir uns aber für ein Bauprojekt entschließen, fertigen wir eine Standortanalyse an: Damit erkennen wir den Bedarf an Pflegeplätzen. Es nützt niemanden etwas, eine Pflegeeinrichtung zu bauen, betreiben oder zu besitzen, wenn es dafür keinen Bedarf gibt.

    B24: An welchen interessanten Projekten arbeiten Sie gerade? Gibt es da eines, dass Sie uns vorstellen möchten? Vielleicht auch eines, das Sie auf einem Brownfield entwickeln?

    Rolf Specht: Wir haben derzeit drei größere Projekte in Bremen, eines davon auf der Überseeinsel. Wir haben das mehr als 30.000 Quadratmeter große Grundstück von Rickmers Reismühle zusammen mit Projektpartnern erworben. Wir werden die ehemalige Industriefläche im Bremer Hafen revitalisieren und hier eine urban gemischte Fläche mit überwiegender Wohnnutzung entwickeln, um auch das letzte verbliebene Areal auf der Überseeinsel neu zu beleben. Die Rickmers Reismühle GmbH will in den kommenden zwei Jahren das Grundstück verlassen und ihren Sitz innerhalb Bremens verlagern und ausbauen. Das Grundstück hat eine Top-Wasserlage mit einem mehr als 400 Meter langen Uferstreifen.

    Hier sind u.a. rund 32.000 Quadratmeter Wohnfläche inklusive eines Anteils von 30 Prozent sozialem Wohnungsbau vorgesehen.

    B24: Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach bei zukünftigen Entwicklungen und Projekten generell auf vorgenutzte Standorte zu setzten?

    Rolf Specht: Gute Grundstücke werden immer rarer, zumindest die, die man auch bezahlen kann bzw. möchte. Von daher erhalten vorgenutzte Standorte eine immer höhere Bedeutung für uns als Projektentwickler.

    B24: Das Thema innerstädtische Brachflächen ist ja auch ein sehr politisches Thema. Was wünschen Sie sich seitens der Politik zukünftig?

    Rolf Specht: Wie es bei der Politik nun einmal so ist: Man sehnt sich nach raschen Entscheidungen. Darüber hinaus würde ich mir wünschen, wenn sich Politiker mit lokalen Experten an einen Tisch setzen würden. Es gibt viele Ideen zu diesem Thema, und die müssen gehört werden. Ganz unabhängig, ob sie von privaten Unternehmen kommen oder nicht.

    B24: Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit bei Ihren Projekten für Sie?

    Rolf Specht: Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Bereits seit vielen Jahren halten deshalb neben regenerativer Energie auch besondere Blockheizkraftwerke in unseren Gebäuden Einzug. Aus diesem Grund können sich inzwischen zahlreiche unserer Immobilien die Auszeichnung „KfW 55“ anheften. Das bedeutet, dass der Energiebedarf mindestens 25% geringer ist als die Mindestanforderungen, die von der EnEV vorgegeben sind.

    Doch nicht nur BHKWs kommen bei uns zum Einsatz, sondern auch andere ökologisch wertvolle Heizanlagen, wenn es an jeweiligen Standort Sinn macht, wie beispielsweise externe Hackschnitzelheizungen, Solaranlagen oder Pelletheizungen. Gleichzeitig beginnt die Nachhaltigkeit bei uns schon während des Abrisses. Das alte Mauerwerk sowie der Beton kommen auf unseren Baustellen wieder zum Einsatz. Mit einer Brechanlage werden die Materialien zerkleinert und wieder als Gründungsmaterial für das neue Gebäude genutzt. Somit verbleibt ein Teil des alten Gebäudes auf dem Grundstück, allerdings recycelt als sogenanntes Schotterbett. Wir starten also mit einer positiven Energiebilanz. Ein neuer Trend im nachhaltigen Bauen sind Gründächer. Die haben wir natürlich auch schon gebaut.

    B24: Was erwarten Sie sich von Brownfield24 und unserem Netzwerk? Gibt es etwas, um das wir uns für Sie kümmern sollen? Welchen Mehrwert sehen Sie in unserem Netzwerk für Ihre tägliche Arbeit?

    Rolf Specht: Wir würden uns über einen konstruktiven Austausch und interessantes Networking freuen und sind auch offen gegenüber neuen, spannenden Partnerschaften, in die jeder sein Know-How mit einbringt.

    B24: Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Wir wünschen Ihnen und dem gesamten Team eine schöne Zeit. Bleiben Sie gesund!