Expertenblog

    Interview mit Mattias Böhle, Geschäftsführer der HRG


    Die HRG steht seit über 25 Jahren für flexible Entwicklungskonzepte, die individuell auf den jeweiligen Standort angepasst sind. Die Spezialisten aus Hannover kennen die Bedürfnisse und Interessen von Kommunen, Gewerbetreibenden, Investoren und Privatbauherren. Gemeinsam mit zahlreichen Städten in der Region Hannover wurden bis heute über 2.000.000 m² Gewerbeflächen und über 1.000.000 m² Wohnbauflächen entwickelt und verkauft. Wir haben mit HRG-Geschäftsführer Mattias Böhle über das Potenzial von Brownfields in der Region Hannover gesprochen.

    B24: Herr Böhle, bitte beschreiben Sie uns doch kurz Ihr Unternehmen? Was macht die HRG so besonders?

    Mattias Böhle: Wir konzentrieren uns ausschließlich auf die Projektsteuerung. Wir kaufen die Flächen, betreuen die gesamte B-Plan-Entwicklung und managen die Erschließung der Gebiete, damit andere dann problemlos bauen können. »So besonders« machen uns eigentlich unsere beiden Gesellschafter: die Sparkasse Hannover und die Region Hannover. Deshalb sind wir auch kein reines Privatunternehmen. Aber ein öffentliches sind wir auch nicht. Eine Mischform sozusagen, die von öffentlicher Hand gut kapitalisiert ist und nach privatwirtschaftlichen Erfolgskriterien agiert.

    Durch die Beteiligung der öffentlichen Hand müssen wir Risiken detaillierter ausleuchten als viele andere. Das braucht vielfach etwas länger, aber meist haben wir dann auch schon eine Lösung der Fragestellung entwickelt. Andererseits sind wir in der kommunalen Familie sehr nah an den Kommunen. Wir haben beste Kontakte, wissen, wie die Verwaltungen ticken und können so Verhandlungsspielräume nutzen. Dieser heiße Draht in die Verwaltungen ist ein großes Pfund. Wir wissen doch alle: Wenn wir keine passende Lösung finden, legt sich die Kommune quer und man kommt gar nicht voran.

    B24: Das Thema Flächenknappheit ist in aller Munde. Inwiefern hat es auch Auswirkungen auf Ihre Geschäftsbereiche?

    Mattias Böhle: Als die HRG vor 27 Jahren gegründet wurde, wurde die Gewerbe- und Wohnbauflächenentwicklung in der Region immer wichtiger. Man muss sich erinnern, dass Hannover mit der Wende plötzlich von einer relativen Randlage in die Mitte Deutschlands rückte und immer attraktiver wurde. Die Region hatte damals ein ordentliches Portfolio an Flächen auf der grünen Wiese. So haben wir angefangen. Anfang der 2000er-Jahre hatten wir zwar schon ein erstes Konversionsprojekt. Das war aber eine absolute Ausnahme.
    In den letzten 10 Jahren hat sich das deutlich geändert. Der Druck, Flächen zu schaffen, ist immer noch sehr hoch. Aber auf der grünen Wiese wird es immer schwieriger. Der Fokus, mit der man bei der Grundstückssuche schaut, ist mittlerweile deutlich breiter. Brachflächen werden immer wichtiger, die Nutzung vorhandener Flächen hat ja auch planerisch Vorfahrt.

    B24: Brownfields werden also auch für die HRG immer relevanter?

    Mattias Böhle: Aber ja. 2006 haben wir in Hannover-Wedemark die Brache einer alten Maschinenbaufabrik, die mitten im Wohngebiet lag, revitalisiert. In Hannover-Linden wurde von uns 2014 ein ehemaliger Klinikstandort zum Wohnquartier »Ihmeauen« entwickelt. 2015 haben wir in Laatzen ein altes Fabrikareal in einen Wohnstandort umgenutzt und derzeit bereiten wir in Hannover-Badenstedt auf einer großen Brachfläche ein urbanes Quartier vor. Im Norden Hannovers entsteht außerdem auf dem Gelände eines früheren Autohauses gerade der Business-Standort City Gate Nord.
    Brownfields werden auch für uns immer wichtiger, weil sie helfen, die Flächenknappheit bewältigen zu können. Und was die Altlasten und Risiken angeht – seien wir mal ehrlich: In den grünen Wiesen haben wir doch auch jede Menge Themen. Vor allem Artenschutz und Archäologie. Da verbuddeln wir zum Teil gigantische Summen, mit denen sich ohne Weiteres auch belastete Flächen sanieren ließen.

    B24: Welchen Mehrwert können Sie im Brownfieldprozess liefern?

    Mattias Böhle: Unser großer Vorteil für potenzielle Investoren ist unsere Nähe zu den Kommunen. Wir kennen uns mit Altlastenthemen aus und arbeiten mit den entsprechenden Fachbereichen der Kommunen zusammen, um die Stadtentwicklung voranzutreiben. Durch die kurzen Wege kommen konstruktive Abstimmungen und Lösungen zustande.
    Den Kommunen können wir ein Netzwerk von Fachleuten anbieten, um die Brownfield-Themen für sie aufzubereiten. Wir sind dabei sehr lokal unterwegs. In der Region Hannover gibt es für jede Qualifikation die entsprechenden Fachbüros. Wir können also auf einen großen Fundus an Spezialisten zurückgreifen.

    B24: Gibt es aktuelle Brownfield-Projekte die Sie vorstellen möchten?

    Mattias Böhle: In Neustadt am Rübenberge revitalisieren wir in einer gemeinsamen Gesellschaft mit der Stadt das Gelände einer ehemaligen Eisenhütte. In drei Bauabschnitten soll ein ansehnliches Wohnquartier entstehen. Dieser Standort wurde 200 Jahre lang unterschiedlich industriell genutzt. Klar gibt es Altlasten, allerdings in unterschiedlichen Dimensionen von stark über mittel bis gar keine. Im Mix ist das durchaus tragbar. Derzeit sind wir dabei, die Bausteine Naturschutz, Artenschutz und Altlasten für die belasteten Flächen zu bearbeiten, so dass die Lösung alle Fachbereiche zufriedenstellt.

    Ein weiteres Projekt ist das eben schon kurz erwähnte City Gate Nord. Hier wird ein alter, klassischer Gewerbestand zu einem 14.000 m² großen Bürostandort für Großmieter umgenutzt. Der erste Abschnitt ist fertig. Vodafone ist 2019 eingezogen. Der zweite Abschnitt wird derzeit begonnen und soll 2022 bezugsfertig sein. Das City Gate Nord wird das Bild an der Hauptausfallstraße Hannovers maßgeblich verändern. Darüber freuen wir uns sehr. Die Fläche lag 20 Jahre lang brach, und wir konnten sie nach vielen nicht realisierten Überlegungen endlich aus dem Dornröschenschlaf holen.