Expertenblog

    Interview mit Andreas Fleischer, Vorstand DF Industrial Partners AG


    Als Projektentwickler neu gedachter Unternehmensimmobilien steht die DF Industrial Partners AG für jahrelange Erfahrung und ein erstklassiges Experten-Netzwerk. Bundesweit entwickelt, baut und bewirtschaftet das Unternehmen Gewerbeimmobilien mit dem festen Ziel, einen nachhaltigen Nutzen für alle Beteiligten zu schaffen. Innovatives Architekturdesign, niedrige CO²-Emmisionen und Konzepte für erhöhte Arbeitseffizienz überzeugen Unternehmen, Anwohner und Kommunen gleichermaßen. Brownfield24 hat mit Andreas Fleischer, Vorstand DF Industrial Partners AG, über das Zukunftspotenzial von Brownfields gesprochen.

    B24: Lieber Herr Fleischer, die DF Industrial Partners AG wurde im vergangenen Jahr zusammen von Ihnen und Herrn Dr. Dietz neu gegründet. Worauf liegt Ihr Schwerpunkt und mit welchem Anforderungsprofil sind Sie gestartet?

    Andreas Fleischer: Bei der Projektentwicklung setzen wir allem voran auf die Themen der Nachhaltigkeit sowie der Attraktivität der Immobilie für die Kommune, die Bürger und die Mitarbeiter. Noch gibt es zu wenige, die bereit sind, sich bei Logistikansiedlungen über den ökonomischen Aspekt hinaus Gedanken zu machen. Das wollen wir bei DFI anders machen.

    Uns ist wichtig, dass Logistikimmobilien bei Kommunen und Bürgern wieder an Ansehen gewinnen und sich das Image entsprechender Projekte langfristig zum Positiven ändert. Dazu müssen wir neue Wege gehen und darüber nachdenken, was wir Kommunen mit Ansiedlungsvorhaben bieten können. Es muss auf jeden Fall mehr als bloß der graue Klotz auf der grünen Wiese sein.

    Konkret müssen mehr Maßnahmen im Bereich Klima-, Umwelt- und Lärmschutz sowie im sozialen Bereich realisiert werden. Zudem muss bei der Entwicklung mehr an diejenigen gedacht werden, die in einem Logistikzentrum arbeiten. Angesichts eines akuten Fachkräftemangels in der Logistik spielt die Attraktivität des Arbeitsplatzes zum Beispiel mit Kantine, ansprechendem Pausenraum und ÖPNV-Anbindung eine zentrale Rolle.

    B24: Welche Rolle nehmen Brownfields bei Ihren zukünftigen Entwicklungen ein und worin sehen Sie die momentanen Chancen und Stärken bei der Entwicklung solcher Flächen?

    Andreas Fleischer: Jeder, der auf das Thema ökologische Nachhaltigkeit setzt, muss die Brownfield-Konversion berücksichtigen, also die Revitalisierung von Brachflächen. Immerhin kommt eine Verringerung der Bodenversieglung der Umwelt entschieden zu Gute.

    Brownfields spielen aber auch aus anderen Gründen eine immer wichtigere Rolle. Das gilt vor allem aufgrund des sich ständig verschärfenden Flächenmangels, den wir gerade beobachten, allem voran in den Ballungsräumen. Das Problem der Grundstücksknappheit wiegt angesichts eines boomenden Onlinehandels umso schwerer. 2019 verzeichnete der E-Commerce erneut ein zweistelliges Umsatzwachstum und lag bei 70 Milliarden Euro. In diesem Jahr soll der Gesamtumsatz bei etwa 73 Milliarden Euro liegen, eine Schätzung, die die aktuell gestiegene Nachfrage durch Corona noch nicht abdeckt.

    Ein wachsender E-Commerce bedeutet ja nicht nur höhere Sendungsvolumen, sondern auch komplexe Dienstleistungsangebote wie Same-Day-Delivery oder Multi-Channel-Lösungen, bei denen online bestellt und im Shop abgeholt wird. Ohne entsprechende Logistikflächen sind diese Leistungen einfach nicht machbar. Angesichts von landesweit rund 630 Mio. Quadratmetern Brachfläche mit entsprechendem Wiederverwertungspotential – die Zahl stammt aus der Logix-Studie »Zukunft der Logistikimmobilien und Standorte aus Nutzersicht« – bieten sich Brownfields als idealer Lösungsweg an.

    B24: Gibt es ein aktuelles Brownfield-Projekt, über welches Sie berichten möchten? Welche besonderen Anforderungen waren dort zu bewältigen?

    Andreas Fleischer: Nun, sowohl in der Dietz AG als auch aus meinen früheren Tätigkeitsbereichen verfügen wir über umfangreiche Erfahrungen mit Brownfield-Entwicklungen, etwa bei der Umwandlung und Revitalisierung eines Betonwerks, einer Papiermühle, einer Farbenfabrik oder von Standorten mit militärischer Nutzung.
    Die Herausforderungen gehen in der Regel über den reinen Abbruch der Altimmobilie und den Umgang mit Altlasten hinaus. Wobei auch dabei mit Überraschungen zu rechnen ist. Das bedeutet, das Risiko mit Brownfields ist per se höher. Eine solche Entwicklung erfordert eine enge und umfangreiche Zusammenarbeit mit den Kommunen im Rahmen der Bauleitplanung, bis hin zu einer Reihe von zusätzlichen Maßnahmen wie etwa der Renaturierungen von Bachläufen, um eine Fläche einer neuen Gewerbenutzung zuzuführen. Die Vorlaufzeiten zur Realisierung solcher Projekte sind in den zurückliegenden Jahren stetig länger geworden, der Aufwand steigt.

    Am Ende profitieren aber alle Seiten. Die Brownfield-Entwicklung lohnt sich aufgrund des zunehmenden Flächenmangels vor allem in den Ballungszentren. Im Ergebnis lassen sich, gerade im Bereich der großflächigen Gewerbeparks, oft wesentlich mehr neue Jobs generieren, als durch die Aufgabe der Ursprungsnutzung weggefallen sind.

    B24: Brownfields fristen momentan noch ein Nischendasein, werden aber Jahr für Jahr einen wichtigeren Stellenwert einnehmen. Was wünschen Sie sich für den zukünftigen Umgang mit solchen Flächen?

    Andreas Fleischer: So schätze ich es auch ein, ja. Deshalb werden auch die ersten Projekte von DFI definitiv Revitalisierungsprojekte sein. Die ersten Grundstücke dafür haben wir bereits identifiziert.

    Die Revitalisierung von Brachflächen ist zwar immer eine Herausforderung mit manchmal ungeahnten Hindernissen wie gerade beschrieben. Das sorgt für einen erhöhten, komplexeren Aufwand bei der Entwicklung. Andererseits sorgen erfolgreich realisierte Brownfield-Projekte für einen ganzheitlichen Gewinn für Entwickler, Nutzer und Kommune. Deshalb wünsche ich mir mehr Wertschätzung gegenüber diesen Flächen.

    In den allermeisten Fällen verfügen Brownfields über eine bereits bestehende Verkehrsinfrastruktur und besitzen damit eine oftmals hervorragende Anbindung, zum Teil auch trimodal mit Zugang zu Straßen, Schienen und Wasserwegen. Das macht sie für Nutzer attraktiv. Auch für die Gemeinde kann eine Revitalisierung ein echter Gewinn sein. Immerhin wird nicht nur eine unattraktive Industrieruine abgerissen, sondern es entstehen darüber hinaus auch neue – und wie gesagt oft mehr – Arbeitsplätze, die Gewerbesteuer fließt wieder. Diese Argumente machen das Projekt dann auch für die Entwickler wertvoll.